1994 gründeten Flüchtlinge
aus Kongo eine Zeitschrift namens ”Elikya”, um Öffentlichkeit zur
politischen Lage in ihrer Heimat herzustellen und die Entwicklung
kritisch zu kommentieren. Finanzielle Schwierigkeiten stellten jedoch
die Existenz des Projekts bald in Frage. Die Redaktion entschied sich
daher zwei Jahre später, auf die gedruckte Form der Zeitschrift zu
verzichten und ihre Beiträge und Kommentare stattdessen über das Internet
zu verbreiten. Obwohl den meisten Redakteuren kein eigener PC zur
Verfügung stand, ließen sie sich private E-Mail-Adressen bei Anbietern
wie GMX einrichten. Das Internet diente als Veröffentlichungsplattform
und Kommunikationssystem, darüber hinaus wurde es auch als Informationsquelle
genutzt. Die Redakteure lernten dabei, Presseberichte aus der Heimat
im Internet zu sammeln und diese als Material für eigene Artikel zu
nutzen.
Inzwischen gibt es einige Flüchtlinge und Initiativen, die die
neue Technik nutzen und darüber in der Lage sind, Standortnachteile
und räumliche Isolation mit Hilfe von Vernetzung über das Internet
zu überwinden und sich die Informationen zu beschaffen, die für
eine Beratung oder Selbsthilfe vor Ort gebraucht werden. Die große
Mehrzahl hat bislang jedoch den Zugang zu den neuen Medien noch
nicht gefunden. Dies liegt zum einen an den relativ hohen Anschaffungskosten.
Zwar gibt es insbesondere in den Städten mittlerweile ein breites
Netz an Internetläden, aber auf dem Land sind die Betroffenen oft
auf private Kontakte zu Personen angewiesen, die ihre Ressourcen
nur zeitweise zur Verfügung stellen können. Darüber hinaus stellt
sich der Umgang mit dem neuen Medium für viele aber auch als ein
sowohl technisches als auch psychologisches Problem dar. Es fehlt
das Know-how, um die neuen Medien zu nutzen und sich selbst im Netz
zu präsentieren, und es besteht eine gewisse Berührungsangst und
emotionale Ablehnung gegenüber der ”kalten” und ”unpersönlichen”
Kommunikation mit dem Rechner.
Mit dem Projekt ”Flüchtlingsinitiativen und Selbstorganisationen
ans Netz” möchten wir die Flüchtlinge und Initiativen, die sich
mit dem Internet schwer tun, aber ein grundsätzliches Interesse
haben, an dieses Medium heranführen. Um dieses Ziel zu erreichen,
wurde im November 2001 bei der Geschäftsstelle in Hildesheim eine
neue Teilzeitstelle eingerichtet. Stelleninhaber ist der damalige
Chefredakteur der Zeitschrift Elikya, der sich mittlerweile im Multimedia-Bereich
qualifiziert hat. Er nimmt u.a. folgende Aufgaben wahr: Individuelle
Beratung bei der Erstellung und Nutzung einer Internetpräsenz; Aufbau
einer landesweiten mailinglist für die Flüchtlingshilfe in Niedersachsen;
Bereitstellung von Informationen über die Homepage des Flüchtlingsrats;
Schulungen im Umgang mit dem Medium.
Für das Jahr 2002 sind zwei Schulungsseminare geplant: Die vorläufigen
Arbeitstitel lauten: ”Nutzung bestehender Angebote im Netz” und
”Veröffentlichungen und Gruppenarbeit im Netz”
Eine mailinglist wurde bereits erstellt. Die Homepage des Niedersächsisches
Flüchtlingsrat bietet Informationen über den Ablauf des Projektes
an. Wer Fragen hat oder mehr wissen will, kann sich über die Adresse:
medien@nds-fluerat.org
oder auch telefonisch/schriftlich über die Geschäftsstelle an Jean
René wenden.
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