Erschüttert müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die deutsche Botschaft in Izmir den Visumsantrag für Gazale Salame und ihre Kinder Schams und Gazi erneut abgelehnt hat. Einen entsprechenden Bescheid hat Gazale heute per Post erhalten. „Sie haben Ihre familiären, wirtschaftlichen oder materiellen Bindungen in die Türkei nicht ausreichend nachgewiesen“, lautet die lapidare Begründung der Botschaft. Daher beständen Zweifel, dass eine erneute Ausreise in die Türkei vor Ablauf des Visums erfolge. (siehe hier)
Die erneute Ablehnung des Visumsantrags trifft die Familie hart: Die Landtagsabgeordnete Jutta Rübke (MdL SPD) hatte Gazale und die Kinder eingeladen und eine Bürgschaftserklärung abgegeben. Flugtickets waren besorgt, Krankenversicherung abgeschlossen worden. Nach wiederholter, intensiver Befragung von Gazale durch Mitarbeiter/innen der Botschaft hatte es geheißen, die Entscheidung werde vom Auswärtigen Amt in Berlin getroffen. Mit der Zeit schöpften alle Beteiligten die Hoffnung, dass nach mehr als siebenjähriger, erzwungener Trennung ein Wiedersehen der Familienmitglieder ermöglicht werden könnte. Eine Hoffnung, die sich nun erneut zerschlagen hat.
Ahmed Siala kann Gazale in Izmir nicht besuchen, weil ihm die deutschen Behörden trotz seines 27-jährigen Aufenthalts in Deutschland bis heute eine Aufenthaltserlaubnis verweigern und ihn in Deutschland lediglich dulden. Mit einer Duldung könnte Ahmed jedoch nicht wieder nach Deutschland zurückkehren. Tochter Amina, die im April 15 Jahre alt geworden ist, soll demnächst eine Aufenthaltserlaubnis erhalten, während ihre Schwester Nura weiterhin nur geduldet wird.
Gazale wird vor sieben Jahren abgeschoben mit der Begründung, ihre Familie habe türkischen Hintergrund.
Heute wird ihr ein Besuchsvisum versagt mit der gegenteiligen Begründung, sie könne derlei Bindungen nicht nachweisen.
Was bleibt da noch zu sagen. Bei Willkür kommt man argumentativ nicht weiter. Meinen Abscheu vor dieser Grausamkeit kann ich kaum noch in Worte fassen.
Doch, ich kann das in Worte fassen. Sowas nennt sich Rassismus.
Mal ganz davon abgesehen, dass eine erzwungene inhumane Trennung der Familie durch verbockte Menschen der niedersächsischen Behörden vorliegt, da wird ein Frau von einer deutschen Staatsbürgerin eingeladen, die eine vorgeschrieben Bürgschaftserklärung abgibt, die verlangte Reisekrankenversicherung abschließt, aber der Visumsantrag wird abgelehnt und somit eine Chance eines Wiedersehens der gesamten Familie vermieden. Was sind das für Menschen, die solch Entscheidungen treffen? Vorgegeben werden solche Handlungen mit der Begründung, Schaden von der Bundesrepublik Deutschland abzuwenden. Was gibt es einen größeren Schaden für diesen sich demokratisch bezeichnenden Staat, als solche inhumanen Entscheidungen? Und warum das alles? Es hat vage Unstimmigkeiten bei der Einreise der Großeltern der Kinder gegeben. Wer ein bisschen in der Schule aufgepasst hat, sich mit Ausländerprobleme beschäftigt, sollte doch wissen, dass es im Nahen Osten durch geschichtliche, politische und nicht zuletzt durch koloniale Geschehnisse zig mal Vertreibungen dort gegeben hat, Großfamilien in früheren Zeiten auseinander gerissen wurden, es früher die heutigen politische Grenzen garnicht gegeben hat, oder nicht in der aktuellen Form.
Was die Sache eben noch misslicher macht, ist die Tatsache, dass sich Politiker einer sich christlich nennenden Partei nicht aufraffen können und mal Paragraphen beiseite lassen und einfach nur menschlich (christlich mag man garnicht mehr sagen) handeln. Zumal es UN-Konventionen gibt, die solche Entscheidungen verurteilen. Ob diese Entscheidungsträger noch gut schlafen können? Wie es Menschen geben kann, die eine Frau in der Abwesenheit der Kinder und des Ehemannes aus dem Haus holen, ohne sich verabschieden können, ist mir schleierhaft. Diese Maßnahme ist doch schon allein strafwürdig, im Gegensatz zu den angeblichen Falschangaben der Großeltern.