Dokumentation der Veranstaltung „(Re-)Making borders – kolonialrassistische Aspekte in der Asylpolitik“

TitelscreenerAm 25. Januar haben wir gemeinsam mit dem Göttinger „Stadtlabor – Wege zur kolonialkritischen Stadt“ die aktuellen Debatten um Migration und Flucht in die Kolonialgeschichte eingeordnet und auf Brüche und Kontinuitäten von kolonialrassistischen Vorstellungen weißer Überlegenheit und von kolonialer Ausbeutung von Ressourcen und Arbeitskraft des Globalen Südens überprüft. Dazu hatten wir Serge Palasie vom eine-welt-netz-nrw eingeladen, um mit unserer Kollegin Caroline Mohrs über Fragen nach kolonialrassistischen Grenzziehungen innerhalb von Gesellschaft und Politik zu sprechen.

Dabei hat Palasie in seinem Input (hier als pdf) den Bogen geschlagen von der Zeit vor der Kolonialisierung, über den sog. Dreieckshandel, die rassistische Konstruktion des „Schwarzen“ in der Aufklärung, deren Rolle im zweiten Weltkrieg bis hin zum heutigen „Fußabdruck“ imperialer Ungleichheit. Irritierend darin, dass wir uns als Zuhörer:innen der Tatsache gewahr wurden, dass unser aller Bild vom kolonialisierten Menschen nicht mit der scheinbaren „Gegebenheit“, aber viel mit der zweckdienlichen Konstruktion des Fremden zu tun hat. Zweckdienlich sowohl für die Legitimation von Ausbeutung und Versklavung als auch für die Konstruktion  von nationalem und kulturellem – überlegendem -Selbstbild.

Caroline Mohrs, Sarah Böger, Serge Palasie (vlnr)
Caroline Mohrs, Sarah Böger, Serge Palasie (vlnr)

Unsere Kollegin Caroline Mohrs ihrerseits schloss an Palasies Input mit Tendayi Achiume an. Aichume war Direktor des Promise Institute für menschenrechtean der University of California, Los Angelesan, und sie zitierte ihn mit den den Worten: „Die vorherrschenden Kontinuitäten der vergangenen eurozentrischen und kolonialen Weltordnung, die über die Kontinente hinweg geschaffen wurde, zeigen sich im heutigen Umgang mit Migrant*innen durch ihre fortgesetzte Rassifizierung“. (Ihr Input als pdf hier) Diese Rassifizieung schlage ich z.B. in den sog. Closed controlled access centers, den CCA-Centers auf den Griechischen Inseln nieder, die wie Gefängnisse speziell für Schwarze wirken. Uns sie erinnerte daran, dass mit dem deutschen Reisepass die Einreise ohne Visum in über 170 Staaten möglich ist, während es Menschen des Globalen Südens mitunter unmöglich ist, an ein Visum für die EU zu gelangen. Mohrs schloss ihren Vortrag, indem sie den Blick auf die aktuelle Gemeinsame Europäische Asylsystem (GEAS) lenkte. Am Beispiel Niger erläuterte sie den Einfluss auf deren Gesetzgebung, um die Freizügigkeit
von Migrant*innen rechtlich einzuschränken und Grenzübertritte zu kriminalisieren.

Wir danken dem Göttinger Stadtlabor für die gute Zusammenarbeit und werden die rassismuskritische Reflexion der Asylpolitik weiter verfolgen.

“Stadtlabor – Wege zur kolonialkritischen Stadt” wird gefördert aus Mitteln des Programms „Zukunftsdiskurse“ des niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur und ist ein Kooperationsprojekt des Instituts für Kulturanthropologie/ Europäische Ethnologie, des Instituts für Diversitätsforschung und des Centre for Global Migration Studies der Georg-August Universität Göttingen in Zusammenarbeit mit Göttingen Postkolonial, Entwicklungspolitisches Informationszentrum Göttingen (EPIZ), PLEA e.V., BoatPeopleProjekt, Literarisches Zentrum Göttingen und Weiteren.

Einen Mitschnitt der Veranstaltung könnt ihr hier auf unserem youtube-Kanal sehen. Dort gelten die Datenschutzbedingungen von youtube.com.

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