Die AfD in Umfragehochs. Und den Menschen auf der Flucht kommt nur noch ein geballtes „Abschotten! Abschotten! Abschotten!“ entgegen.
Am 16.09.2023 kamen über 30 Personen im Theater in der List in Hannover zusammen, um sich zu vernetzen und so in Niedersachsen wieder sichtbarere Zeichen der Solidarität und für die Rechte Geflüchteter zu setzen; Menschen aus Oldenburg und Osnabrück, aus Leer, Hannover und Braunschweig, dem Wendland und Cuxhaven aus Selbstorganisierungsprozessen ebenso wie aus Initiativen im Bereich Antirassismus, Migration und Asyl. Einen Tag lang machten wir uns auf die Suche, über die bestehenden Praktiken der Beratung und Unterstützung, des Networkings und der Öffentlichkeitsarbeit hinaus neue, gemeinsame Wege derWirksamkeit zu finden. Denn darin waren sich alle Beteiligten einig: dem anwachsenden Autoritarismus, befeuert durch das Erstarken der AfD, geschuldet aber einer reflexhaft rassistischen Krisenbewältigung können wir nur gemeinsam entgegentreten.
Und zu diesem „Mosaik des Gemeinsamen“, das wurde im Theater in der List schnell deutlich, fügten alle ihre je eigenes Steinchen hinzu. In der AG „Aktivismus“ warben die einen für die Praxis der Mobilisierung Geflüchteter. Im Sinne eines gemeinsamen organizings als „welcome united“ wollen sie die Stimmen Geflüchteter selbst stärker werden lassen. Ein Ansatz, dem auch die Kolleg:innen von „Afrikanische Diaspora Ostfriesland“ auf ihre Weise etwas abgewinnen konnten, war für sie doch empowerment der eigenen comunity wesentliche Praxis. Die anderen wollen zur Kampagne „Sichere Häfen” endlich Solidaritätsaktionen der teilnehmenden Gemeinden sehen, zum Beispiel den Beschluss der Stadt Hannover eine Patenschaft für ein Schiff der zivilen Seenotrettung zu übernehmen. Dritte sehen im Bruch der Genfer Flüchtlingskonvention, wie sie vom angestrebten GEAS droht, den Hebel, eine Öffentlichkeit zu erreichen, der verbriefte Menschenrechte noch etwas wert sind.
Und wieder andere sahen sich vor der anhaltenden Herausforderung gestellt, Bewusstsein für den alltäglichen Rassismus zu schaffen und für eine bessere Kooperation die Partikularinteressen der Einzelnen zu überwinden.
Gleichzeitig wurde aber auch in der AG „Unterstützung“ deutlich, dass für den Beratungs- und Unterstützungsalltag noch das eine oder andere Werkzeug fehlt. Mehr mutterprachliche, videobasierte Informationen wurden hier ebenso angeregt wie Beratungsangebote zu den Themen Dublin-Abschiebungen, Asylverfahren und Anhörungsvorbereitung, Passbeschaffung und Identitätsklärung. Für andere lag der Fokus auf unserer antirassistischen Ausstrahlung: Wo können wir Vorurteile überwinden und eine andere Sicht auf Flucht und Migration etablieren? Wie entwicklen wir ein antirasitisches Narrativ weiter, wenn die autoritären Lautsprecher so an Lautstärke zunehmen? Eine vielschichtige Ausgangslage.
Doch so sehr diese Vielschichtigkeit, oder besser: Vielgestaltigkeit auch die unterschiedlichen Handlungs- und Mobilisierungsansätze der teilnehmenden Gruppen widerspiegelte, so sehr verband sie auch das Erschrecken über den aktuellen populistischen Diskurs und die Zurichtung des Schicksals so vieler Vertrieben
er für die autoritären Zwecke. Aber unter welchen Schirm passen die Strömunen, die Mitte September in Hannover zusammen kamen?
Um der Antwort auf dese Frage näher zu kommen, verabredeten sich die Teilnehmenden am Ende eines erfrischend diskussionsfreudigen Tages auf ein Wiedersehen im Herbst 2023 sowie auf eine engere Zusammenarbeit bis dahin. Wir vom Flüchtlingsrat wollen diesen Prozess nach Kräften unterstützen.
Wenn Sie individuell Beratung und Unterstützung brauchen, wenden Sie sich bitte an ...