Gestern, am 5. Juli war die Organisation Alarmephone Sahara im Kulturzentrum Pavillon in Hannover auf Einladung des Afrikanischen Dachverbandes Nord, der Seebrücke Hannover und des Flüchtlingsrates zu Gast. Der Aktivist Moctar Nalossou aus Agadez (Niger) berichtete von der eindrucksvollen Arbeit der Organisation, die sich zur Aufgabe gemacht hat, Menschen, die auf dem Weg Richtung Europa die Sahara durchqueren, umfassend über die Gefahren zu informieren, um diese so weit wie möglich zu verringern und um in Notsituationen Menschen, die in der Sahara auf ihrer Reise in Lebensgefahr geraten, zu retten.
Moctar Nalossou machte deutlich, welche verheerenden Auswirkungen die europäische Migrationspolitik hat, die durch Geldzahlungen und politischen Druck Staaten Westafrikas dazu gebracht hat, die vormals v.a. im Rahmen der ECOWAS (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft) bestehende Reisefreiheit stark zu beschränken. Artikel 13 der Erklärung der Menschenrechte, der Bewegungsfreiheit garantieren soll, wird auf Betreiben der EU faktisch regelmäßig verletzt. Mit einem Mal werden legale Reiseunternehmen und die Reisenden selbst kriminalisiert. Dies führt letztlich dazu, dass die Menschen auf ihrem Weg durch die Sahara von den sicheren Routen abweichen müssen, um den Kontrollen zu entgehen, was wiederum die Gefahren enorm erhöht, so dass inzwischen die Zahl der Menschen, die in der Sahara sterben, in die Höhe schnellt. Vielfach ist der Verbleib der Menschen, die den weg durch die Sahara antreten, unbekannt und hinterlässt die Angehörigen in qualvoller Ungewissheit.
Gleichzeitig werden verstärkt Menschen, die zuvor in Algerien auf zweifelhafter Grundlage festgenommen wurden, in großer Zahl ein bis zwei Mal die Woche nach Niger zurückgeschoben. Dort sind sie dann sich selbst überlassen und werden von internationalen Organisationen wie UNHCR oder IOM nur unzureichend oder gar nicht versorgt. Zu Tausenden stranden die Menschen dann v.a. in Agadez, so dass die Einwohner:innenzahl sich in den letzten Jahren ca. verdreifacht hat, wie Moctar Nalossou berichtete. Die gestrandeten Migrant:innen und Geflüchteten können von dort meist weder weiterwandern noch in ihre Herkunftsländer zurückkehren. Sie werden dort faktisch der Verelendung überlassen.
Alarmephone Sahara macht mit Öffentlichkeitsarbeit und der Dokumentation von Einzelschicksalen auch auf die Situation dieser Menschen aufmerksam und versucht ihre Not durch eine Cuisine Collective, also einer Gemeinschaftsküche, ein wenig zu lindern.
Die enorm wichtige und umfangreiche Arbeit von Alarmephone Sahara wird von nicht mehr als ca. dreißig Personen v.a. aus Niger aber auch wenigen Aktivist:innen aus Europa bewältigt und verdient größten Respekt, nicht zuletzt, weil sie die Auswirkungen des europäischen Migrationsregime auf die Menschen insbesondere aus den subsaharischen Ländern ins Bewusstsein ruft.
Am 4. Juli hatten Aktivist:innen von Alarmphone Sahara in Brüssel gegen die EU-Asyl- und Migrationspolitik demonstriert und auch Gelegenheit in Gesprächen EU-Abgeordneten ihren Protest und ihre Kritik zu übermitteln.
Alarmephone Sahara hat nur ein geringes Budget und freut sich über Spenden die über die Organisation afrique europe interact getätigt werden können, siehe hier.
Hier die Präsentation Alarme Phone Info Tour 2023 von Mocta Nalossou
Wenn Sie individuell Beratung und Unterstützung brauchen, wenden Sie sich bitte an ...