Dokumentarfilm: Trautes Heim?!? – Über die Lebens- und Wohnsituation von Geflüchteten in Niedersachsen

Infolge der Fluchtbewegung aus der Ukraine spitzt sich die Situation in niedersächsischen Sammelunterkünften weiter zu. Dies nehmen wir zum Anlass, um nochmals auf unseren Dokumentarfilm „Trautes Heim?!? – Über die Lebens- und Wohnsituation von Geflüchteten in Niedersachsen hinzuweisen, dessen Premiere wir im Oktober 2020 gefeiert haben und der hier auf unserem Youtube-Kanal zu finden ist. (Dort gelten die Datenschutzbedingungen von youtube.com.)

Auch in Niedersachsen müssen etwa 50.000 Geflüchtete – unter ihnen Kinder, Alleinerziehende, Schwangere und Kranke – weiterhin in Erstaufnahmeeinrichtungen oder kommunalen Sammelunterkünften wohnen und leben – oftmals ohne eine realistische Perspektive auf ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden. Denn für Geflüchtete verschärft sich die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt aufgrund von Diskriminierung, Gehältern auf Mindestlohnniveau oder nur kurzweilig gültigen Aufenthaltspapieren um ein Vielfaches. Anderen Geflüchteten ist es aufgrund ihres Aufenthaltsstatus verboten, in eine eigene Wohnung zu ziehen.

Deshalb entwickeln sich, insbesondere in größeren Städten, die ursprünglich als kurzfristiges Provisorium konzipierten Sammelunterkünfte immer weiter zu Orten, an denen Geflüchtete häufig mehrere Jahre ihres Lebens verbringen müssen.

Um uns ein authentisches Bild davon zu verschaffen, was es bedeutet in einer Sammelunterkunft zu leben, haben wir mit Geflüchteten als Expert:innen in eigener Sache gesprochen:

Jasmina beschreibt eindrücklich, weshalb in Sammelunterkünften keine Privatsphäre existiert („Jederzeit können sie in mein Zimmer eintreten mit ihrem eigenen Schlüssel und Kontrollen durchführen“) und weshalb das Leben in einer solchen Unterkunft sie und ihre Familie mit jedem Tag mehr belastet („Und je mehr Zeit vergeht, desto schwerer wird es, dort zu leben“).

Alberto und Laura teilen Erfahrungen aus ihrer Zeit im Ankunftszentrum Bad Fallingbostel, die sie nachhaltig geprägt haben („Im Camp hat man sich manchmal wie ein Krimineller gefühlt, obwohl man keine Straftat begangen hat“) und beschreiben, warum der Umzug in eine eigene Wohnung für sie und ihre beiden Söhne von elementarer Bedeutung war („Der Umzug bedeutet als vor allem, sich wieder als Mensch fühlen zu können“).

Dabei machen insbesondere die Eheleute Aslan und Malika deutlich, dass die Unterbringung von Geflüchtete in den eigenen vier Wänden nicht zum Selbstzweck verkommen darf, sondern bedarfsgerecht erfolgen muss.

Aslan muss sich mit dem Rollstuhl bewegen und ist auf weitere Hilfsmitteln angewiesen – allerdings ist die Wohnung der beiden „einfach zu klein dafür“, um diese Dinge dort unterzubringen. Doch auch die fehlende Infrastruktur in dem ländlichen Gebiet, in dem Eheleute leben müssen, macht ihnen zu schaffen etwa „weil die Busse [nur] manchmal eine Rampe haben.“

All unsere Protagonist:innen machen deutlich, dass ihre (prekäre) Wohn- und Lebenssituation es ihnen erschwert bzw. sie gänzlich daran hindert, in Deutschland anzukommen und gleichberechtigt an der Gesellschaft teilzuhaben.

Wie es gelingt, Geflüchtete von Anfang weitgehend in eigenem Wohnraum unterzubringen, erklärt Klaus Rußwinkel, Leiter des Fachdienstes Unterbringung der Stadt Osnabrück. Suna Baris (Integrationsmanagement) und Claudia Schmidt (Projektkoordinatorin Quartiersentwicklung) von der Stadt Hameln sowie Marcus Kissling von der LAG Soziale Brennpunkte erläutern, wie Geflüchtete in die Gemeinwesenarbeit einzubeziehen sind. Juana Steberl von kargah e.V. aus Hannover sowie Aigün Hirsch und Muzaffer Öztürkyilmaz vom Flüchtlingsrat Niedersachsen legen dar, was es braucht, um das Leben in Sammelunterkünften – soweit wie möglich – dem Leben in der eigenen Wohnung anzugleichen.

Der Film wurde im Rahmen des Netzwerkprojekts – Aufnahmemanagement und Beratung für Asylsuchende in Niedersachsen (AMBA) – erstellt. AMBA wird aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der Europäischen Union kofinanziert und durch das Land Niedersachsen sowie die UNO-Flüchtlingshilfe gefördert.

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