Asylrecht und das Menschenrecht auf Gesundheit – ein Spannungsverhältnis

Podiumsdiskussion des Amnesty International Aktionsnetzes der Heilberufe

Es diskutieren:

  • Roland Riese, Migrationspolitischer Sprecher der FDP Fraktion im niedersächsischen Landtag
  • Frau Dr. med. Gisela Penteker, IPPNW -Arbeitkreis Flüchtlinge und Asyl
  • Frau Karin Loos, Flüchtlingsrat Niedersachsen
  • Herr Dr. med. Ernst-Ludwig Iskenius, ärztlicher Leiter der Kontaktstelle für traumatisierte Flüchtlinge Refugio VS in Villingen–Schwenningen. Moderation: Dr. med. Anke Bramesfeld, Amnesty International Aktionsnetz der Heilberufe

Samstag 04.12.2010, 15 -17 Uhr

Freizeitheim Lister Turm, Raum 16

Walderseestrasse 100, Hannover

Die Veranstaltung ist mit 2 CME Punkten als Fortbildung von der Ärztekammer Niedersachsen anerkannt

Zum Inhalt:

Menschen, die Asyl in Deutschland suchen, befinden sich oft in einer physisch und psychisch belastenden Situation. Dies ist zum einen bedingt durch die Umstände, die zur Suche nach Asyl geführt haben. Physische und psychische Verfolgung, Repression und Gewalt haben häufig bleibende Spuren bei den Asylsuchenden hinterlassen.

Zum anderen sind die Bedingungen, denen Asylsuchende in Deutschland ausgesetzt sind, ebenfalls belastend für die physische und psychische Gesundheit. Unter anderem bestehen folgende Probleme:

  • Der Zugang zu medizinischer Versorgung ist beschränkt und soll sich unter anderem nur auf akute Behandlung beziehen. Das schließt Rehabilitationsleistungen, wie sie besonders für Menschen mit Behinderung notwendig sind, ebenso aus wie präventive Leistungen.
  • Die Lebensbedingungen in den Asylbewerberunterkünften, mit Enge, wenig Möglichkeiten zu Rückzug und Privatsphäre, sind belastend.
  • Die Residenzpflicht verhindert das Treffen von Familie und Freunden.
  • Die oft jahrelang sich hinschleppenden Asylverfahren und die permanente Unsicherheit in Bezug auf Bleiberecht und Abschiebung sind zermürbend.
  • Oft sind Familien durch die Flucht auseinander gerissen, Kindern von ihren Eltern getrennt, ohne dass die Möglichkeit einer Familienzusammenführung gegeben ist.

Darüber hinaus findet eine frühzeitige Identifikation von besonders schutzbedürftigen Personen, wie z.B. kranken und traumatisierten AsylbewerberInnen, wie es unter anderem die EU-Aufnahmerichtlinie 2003/9 fordert, in Deutschland bisher nicht statt. Dies verhindert, dass Asylbewerber, die medizinische und psychosoziale Versorgung benötigen, nicht frühzeitig und proaktiv identifiziert werden und ihnen eine Behandlung angeboten werden kann.

Die Podiumsdiskussion des Amnesty-Aktionsnetzes Heilberufe führt führende Experten auf dem Gebiet Asylrecht und Gesundheit zusammen. Ziel ist es

  • die Auswirkungen der Asylrechtspraxis in Deutschland auf die Gesundheit der Asylsuchenden zu beleuchten
  • zu diskutieren, in wieweit und wie die gesundheitlichen Bedingungen für Asylsuchende in Deutschland verbessert werden können
  • die ordnungspolitischen Zuständigkeiten für solche Verbesserungen zu identifizieren
  • und Möglichkeiten zur Intervention aus der Perspektive der mit Asylsuchenden befassten Organisationen zu benennen
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