Am 23. August 2010 ist Sebastian Wertmüller 50 Jahre alt geworden. Zu seinem „Kleinen Fest für nette Zeitgenossen“ kamen über 200 FreundInnen und WeggefährtInnen ins Gewerkschaftshaus und gratulierten dem Regionsvorsitzender der DGB-Region Niedersachsen-Mitte zum Geburtstag. Statt Geschenken bat Sebastian um Spenden für die Arbeit des Flüchtlingsrats – fast 2.000 Euro kamen zusammen!
Da Sebastian es in der ihm eigenen bescheidenen Art auf seiner Geburtstagsfeier bei einer kurzen Ansprache beließ und das weitere Programm an diesem Abend keinen Raum für weitere Würdigungen ließ, hier eine kleine Hommage:
Sebastian Wertmüller, Jahrgang 1960, gehörte schon in den 90er Jahren zu den Gewerkschaftern, für die der Kampf um die Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen ein selbstverständliches Feld gewerkschaftlichen Engagements darstellte. Nach Übernahme der Funktion als DGB-Regionsvorsitzender in Göttingen wurde er Flüchtlingsrat-Mitglied und übernahm dessen Vertretung in der Landesarmutskonferenz. Auch wenn er diese Funktion nach seinem Wechsel in die Landeshauptstadt wegen Arbeitsüberlastung abgab, blieb er dem Flüchtlingsrat weiter verbunden. Wenn immer es sich einrichten lässt, ist Sebastian zur Stelle: In Anhörungen, Veranstaltungen und Demos des Flüchtlingsrats tritt er regelmäßig als Redner auf. Bewusst setzt er Themen wie Illegalisierung, irreguläre Beschäftigung oder prekäre Arbeitsverhältnisse von MigrantInnen auf die Tagesordnung und wirbt dafür, dass sie auch innerhalb der Gewerkschaft diskutiert und als Arbeitsfeld begriffen werden. Sebastian überzeugt vor allem durch seine unprätentiöse Art, in der er Kritik auch an seinem eigenen Verband übt, ohne deshalb irgendeinen Zweifel daran zu lassen, dass er dies als Gewerkschafter tut. Damit baut er Brücken in die migrantische und Flüchtlingsszene und ermöglicht neue Formen der Zusammenarbeit.
Viele Lorbeeren hat sich Sebastian bei der Organisation von Demonstrationen und Protesten gegen öffentliche Auftritte von Faschisten verdient – eine Arbeit, die – wie Sebastian selbst sagt – keinen Spaß macht, aber getan werden muss. Kann er sich bei diesem Thema des Beifalls von allen DemokratInnen sicher sein, gibt es doch auch Aktionsfelder, wo er aneckt: Sebastian hat ein feines Gespür dafür, wann politische Prozesse aus dem Ruder zu laufen drohen. Er legt den Finger in die Wunde, kritisiert in scharfen Worten Antisemitismus in der Linken, wendet sich gegen die Instrumentalisierung von Menschen und Sachverhalten für politische Zwecke und gegen eine „internationale Solidarität“ mit Bewegungen, die jegliche emanzipatorische Ansätze vermissen lassen. Sebastian Wertmüller ist ein wahrhaftiger Demokrat. Wir wünschen ihm ein langes Leben.
gez. Kai Weber