Familientrennung bei Abschiebung im Wendland: Flüchtlingsrat widerspricht Darstellung des Landkreises

Presseinformation vom 28. August 2020

Nachdem der Landkreis Lüchow-Dannenberg einen Vater und seine sieben minderjährigen Kinder überfallartig nach Serbien abgeschoben hat, während die schwangere Mutter im Krankenhaus lag, behauptet die Kreisverwaltung nunmehr, die Frau habe „sich ausdrücklich gegen die Begleitung der Familie entschieden.“ Der Flüchtlingsrat Niedersachsen, die Migrationsberatung BLEIBEN und die Initiative „ZuFlucht Lüchow“ widersprechen dem und begrüßen die Ankündigung des Niedersächsischen Innenministeriums, den Vorgang fachaufsichtlich zu prüfen.

Muzaffer Öztürkyilmaz, Referent des Flüchtlingsrats Niedersachsen:

„Der Landkreis verzerrt die Tatsachen. Die schwangere Frau R. hat sich nicht dagegen entschieden, ihre Familie nach Serbien zu begleiten. Sie hat sich aus Sorge um ihr ungeborenes Kind auf Anraten ihres Arztes schlicht dafür entschieden, im Krankenhaus zu verbleiben und sich weiter behandeln zu lassen. Der Landkreis hat ihr die Pistole auf die Brust gesetzt und sie vor eine unsägliche Entscheidung gestellt: Familientrennung oder Weiterbehandlung. Dieses Vorgehen ist nicht nur rechtswidrig, sondern auch inhuman.“

Sebastian Leierseder, Mitarbeiter der Migrationsberatung BLEIBEN, Wendland:

„Was soll das für eine Entscheidung sein, wenn eine kranke und schwangere Frau, die stationär behandelt werden muss, nachts um drei zwischen Familientrennung oder Abschiebung aus dem Krankenhausbett abwägen soll? Es ist nicht zu fassen, dass der Landkreis die Entscheidung der Frau, sich auf Anraten ihres Arztes weiter behandeln zu lassen, als Rechtfertigung dafür nutzt, sich über die Vorgaben der Landesregierung hinwegzusetzen und die minderjährigen Kinder ohne die Mutter abzuschieben.“

Frau R.  ist aufgrund einer Risikoschwangerschaft auf die Unterstützung ihres Mannes und ihrer Familie angewiesen. Sie wurde mittlerweile auf eigenen Wunsch aus dem Krankenhaus entlassen und wird heute „freiwillig“ zu ihren Familie nach Serbien ausreisen.

Uta Müller, Aktivistin der Treffpunktes „ZuFlucht Lüchow“, Lüchow:

„Wir haben Platz und Raum in unseren Häusern und Herzen. Wir brauchen und wollen keine Abschiebungen im Landkreis Lüchow-Dannenberg!“

Für Rückfragen:

Flüchtlingsrat Niedersachsen, Muzaffer Öztürkyilmaz, 0511 98 24 60 38, moy@nds-fluerat.org

Migrationsberatung BLEIBEN, Sebastian Leierseder, 0151 631 98 341, bleiben@kuba-ev.de

ZuFlucht Lüchow, Uta Müller, zuflucht.luechow@web.de

Der NDR1 Beitrag in den Nachrichten vom 27.08.2020 und hier

heraus geschnitten.

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