Wir wollen leben, wie Menschen es verdient haben!

*Der neue Rundbrief des Flüchtlingsrats Niedersachsen ist erschienen: „Wir wollen leben, wie Menschen es verdient haben!“
Flüchtlinge im Portrait
Sonderheft 117

Nur ein geringer Teil der nach Deutschland kommenden Asylbewerber erhält eine Flüchtlingsanerkennung oder zumindest einen Abschiebeschutz.

Konservative Politiker beschuldigen die abgelehnte Mehrheit der Flüchtlinge daher oft des Asylmissbrauchs. Wer nicht abgeschoben werden kann, fristet als „Geduldeter“ oder „Geduldete“ häufig jahrelang ein Leben im Wartestand, immer in der Angst, doch noch ausgewiesen zu werden. Was aber sind das für Menschen, die durch das Raster der Entscheidungsinstanzen fallen? In der vorliegenden Publikation werden die Geschichten von einigen erzählt.

Da ist die tschetschenische Frau, die von einem abgewiesenen Heiratsbewerber entführt und schließlich von Familienangehörigen befreit wurde. In ihrem Heimatland droht ihr und ihrer Familie seitens des Clans der Entführer die Blutrache. Mafiastreitigkeiten, nicht asylrelevant, beschied ihr der Verwaltungsrichter. Da ist die Christin aus dem Irak, die vor der Verfolgung durch die Schergen Saddam Husseins geflohen ist. Weil der Diktator nun gestürzt ist, müsse sie zurück, sagen die deutschen Behörden. Sie soll zurück in ein von Krieg und Bürgerkrieg gezeichnetes Land, in dem Christen von fanatischen Islamisten gezielt verfolgt und deshalb bereits zu Hunderttausenden geflohen sind. Da ist die Romafamilie aus dem Kosovo, die nach Deutschland kam, um vor dem Bürgerkrieg in Jugoslawien Schutz zu finden.

Die Behörden wollen sie zurückschicken in ein Gebiet, in dem die Angehörigen dieser Bevölkerungsgruppe unter elenden Bedingungen und auf teilweise bleiverseuchtem Territorium in provisorischen Unterkünften leben und von Nato-Soldaten beschützt werden müssen.

Die Geschichten dieser Menschen belegen, dass es um den Flüchtlingsschutz in unserer Gesellschaft wahrhaftig nicht zum Besten bestellt ist. Vor diesem Hintergrund zeigen die niedrigen Anerkennungsquoten in erster Linie eines, nämlich dass die Praxis der Asylgewährung den wirklichen Schutzbedürfnissen der meisten Flüchtlinge in keiner Weise gerecht wird.

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