[Januar 2014]
Zum Hintergrund
Die Familie reiste im Jahr 2001 mit 5 Kindern im Alter von 1 bis 9 Jahren aus dem Kosovo nach Deutschland und lebt seit 2002 in Otterndorf. Ihr Asylantrag wurde 2005 abgelehnt, denn die Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe, die systematisch diskriminiert wird, reicht meist nicht für eine Asylanerkennung. Sowohl der Folgeantrag 2006, als auch der Versuch, für das jüngste, in Deutschland geborene Kind eine asylrelevante Gefährdung im Fall einer Abschiebung anzuerkennen, blieben erfolglos. In Folge dessen lebt die ganze Familie mit einer Duldung in Deutschland. Trotzdem lebte sich die Familie gut in ihr Umfeld ein und drängte die belastende Abschiebungsgefahr in den Hintergrund. Durch nicht genehmigte Sprachkurse fiel es den Eltern ein wenig schwer, die deutsche Sprache zu lernen und auch der Berufseinstieg war durch diese Tatsache und die jede drei Monate zu beantragende Verlängerung der Duldung erheblich erschwert. Die Kinder machten dennoch schnell große Fortschritte beim Lernen der deutschen Sprache und gewannen schnell die Sympathien der Mitschüler und Nachbarn. Im Allgemeinen wird die Familie als sehr gut integriert bezeichnet, sei es von Lehrern, Fußballtrainern oder Nachbarn, die regelmäßig zu gemeinsamen Mahlzeiten einluden.
Um so schockierender ist der Vorfall in der Nacht vom 6. auf den 7. Dezember 2011: in den sehr frühen Morgenstunden klingeln 10 Beamte an der Tür der Metas und geben ihnen eine halbe Stunde Zeit, um ihre Habseligkeiten zu packen und mit zum Flughafen zu fahren. Es gab keine Vorankündigung, sodass sie sich nicht von Freunden und geliebten Menschen verabschieden konnten. Vor allem für die 8 bis 19 Jahre alten Kinder ist dies eine Situation, die sie nicht verstehen. Sie weinen und schreien. Sie sollen in ein Land reisen, das sie teilweise nicht kennen und dessen Sprache sie nicht sprechen.
Als Freunde und Unterstützer die Nachricht erhalten sind auch sie völlig verstört. Niemand kann nachvollziehen, dass die beliebten 8 Personen in ein so fernes Land abgeschoben wurden, ohne dass sie sich verabschieden konnten. Die Unsicherheit, wie es der Familie dort geht, ob sie eine geeignete Unterkunft hat oder gar unter Diskriminierung leiden muss, sind nur einige der Fragen, die sie sich in Deutschland stellen. Es wird viel darum gegeben, den Kontakt zur Familie zu halten, und ihnen Mut zuzusprechen. Hilfsorganisationen vor Ort werden beauftragt, Spenden gesammelt, Briefe, Fotos und Geschenke zugeschickt.
Parallel sind sie sehr aktiv, um die Abschiebung wieder rückgängig machen zu können. Sie sprechen mit dem Rechtsanwalt der Familie, der noch vorher für zwei der Kinder einen Antrag auf Aufenthaltserlaubnis nach §25a AufenthG gestellt hatte, was jedoch noch nicht endgültig entschieden war. Des Weiteren organisierten sie einen Informations- und Solidaritätsabend am 19.01.12. Anwesend waren unter anderem Organisationen wie der Flüchtlingsrat Niedersachsen, Arbeitskreis Asyl, Asylnetz im Landkreis, Deutscher Kinderschutzbund, Zukunft durch Erinnern e.V. und viele weitere Interessierte. Dafür wurde eigens ein großes Werbeplakat entworfen.
Im November 2013 schafft es die Familie mit den 4 jüngeren Kindern wieder nach Deutschland einzureisen. Die Freude ist groß, vor allem als sie Ende des Jahres ein eine Wohnung einziehen können, in der sie bereits einige Jahre gelebt hatten. Mithilfe der Anwältin und dem Unterstützerkreis stellten sie einen Folgeantrag beim BAMF.
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