Erfahrungsbericht: Arif Kuyumcu

ßbersetzung des Schreibens an den Flüchtlingsrat Niedersachsen von Arif Kuyumcu

Sehr geehrte Damen und Herren.

Ich heiße Arif Kuyumcu und bin am 24.11.1971 in Diyarkair (Amed) geboren. Ich bin Kurde. Ich bin am 11.11.2003 nach Deutschland gekommen und habe in Oldenburg einen Asylantrag gestellt. Ich bin 100 Tage dort geblieben. Dann wurde ich nach Bramsche transferiert. Bei der ersten Anmeldung bin ich zum Arzt zur Untersuchen gegangen. Dort war eine ßrztin. Ich habe ihr gesagt, dass in einem Gefecht verletzt wurde. Es schien erst so, als ob sie mir zuhören würde. Dann hat sie mir gesagt „du willst etwas für deine Anhörung“. Ich war geschockt. Am 12.02.2004 wurde ich nach Bramsche geschickt. Mein erster Eindruck war die Isolation in dem Lager. Es war wie ein Haftlager. Die Leute standen an der Essenschlage. Sodann haben sie uns in einem Haus, das Sozial genannt wurde, versammelt und uns über das Lager unterrichtet. Die erste auffällige Information war, dass man sich nicht mehr als 30 km außerhalb des Lagers aufhalten durfte. Es folgten weitere unerfreuliche Informationen. Die Lagerinsassen waren wie gelähmt. Weiterhin wurde uns vermittelt, dass man sich keine Hoffnung auf ein Aufenthaltsrecht in Deutschland machen solle. Früher oder später müsse man Deutschland verlassen. Außerdem haben wir 40,- EUR Taschengeld und einen Gutschein über 15,- EUR für Kleidung erhalten. Morgens und abends bekamen wir Käse und Margarine, jeden Tag gab es Reis, Kartoffeln oder Nudeln. Wie die Kinder dort leben konnten war mir ein Rätsel. Fünf Personen mussten sich in einem Zimmer aufhalten. Familien und andere Person waren in dem gleichen Haus genannt Blöcke untergebracht. Weder am Tag noch in der Nacht kam es zu Ruhe. Es war immer laute Musik zu hören. Unter diesen Verhältnissen waren die Menschen zu Pulverfässern geworden. Den Menschen wurde eine unglaubliche Hoffnungslosigkeit eingeimpft. Nahezu 10 Personen wurden täglich im Morgengrauen mit Handschellen abgeführt. 90 % der Insassen hatten Duldungen. Denn die Duldungen sind auch ein Druckmittel. Denn die Ausländerbehörde terrorsierte bei jeder Verlängerung die Leute. Ihnen wurde gesagt, ihr habt hier nichts mehr zu suchen, wir werden euch zwangsweise abschieben. Es wurde eine Politik von Zuckerbrot und Peitsche angewandt. Den Leuten wurden für die freiwillige Ausreise Geldmittel in Aussicht gestellt. Ich möchte auf die Gesundheitsfürsorge zurück kommen. Ich habe oben berichtet, dass ich verwundet worden war und an den Folgen der Verwundung gelitten habe. Man hat mir jedoch die gesundheitliche Hilfe verweigert. Dort war ein Arzt mit dem Namen Spanick und die Krankenschwester Tasche. Ich musste einen Ein-Euro-Job annehmen, weil ich monatlich 50,- EUR an den Anwalt bezahlen musste. Ich hatte furchtbare Kopfschmerzen. Mir wurde lediglich Paracetamol gegeben. Meine Kopfschmerzen waren nicht mehr zu ertragen. Ich hatte gehört, dass in Bramsche ein Arzt kurdischer Abstammung ist. ßber meinen Anwalt bin ich zu ihm gegangen. Der Arzt hat sich so verhalten wie ein Arzt. Er hat mir empfohlen, eine Tomografie zu machen, und hat ein entsprechendes Schreiben an das Lager geschickt. Nach viel Mühe wurde der Durchführung der Tomografie zurgestimmt. Sodann wurde festgestellt, dass über meinem rechten Auge ein Metallsplitter ist. Ich war psychologisch am Ende. Das Ergebnis hat man dem Arzt Spanick zugeschickt, und es wurde ein Operation empfohlen. Er hat sich die Aufnahmen angeschaut und gesagt, das Notwendige wird getan werden. Nachdem sich nach einer gewissen Zeit nichts getan hatte, bin ich erneut zu Spanick gegangen und habe ihn gefragt, weil ich nicht behandelt werde. Mir wurde daraufhin von Spanick erwidert, dass ein Mensch hundert Jahre mit einem Metall im Kopf leben könne. Ich war über seine Antwort nicht verwundert. Er wurde von uns Tierarzt genannt. Daraufhin habe ich mich erneut mit Dr. Polat in Verbindung gesetzt. Als Druck über meinen Anwalt und Dr. Polat kam, hat man mich zum Amtsarzt geschickt. Ich möchte hier auf folgendes hinweisen, ich habe zwischen dem 12.02.2004 bis zum 02.03.2005 auf eine Behandlung warten müssen. Am 02.03.2005 wurde ich operiert. In der Zwischenzeit war die Ausländerbehörde nicht tatenlos geblieben. Als ich zur Operation ging, hat man mir gesagt, dass man mich nach der Operation abschieben werde. Deshalb hat man mir empfohlen, freiwillig zurückzukehren. Der Abschiebungsdruck dauerte bis zum 30.06.2006. Dann habe ich geheiratet und habe das Lager verlassen. Dort ist eine ßberzeugung sehr verbreitet. Das Lager verlässt man, wenn man abgeschoben wird, heiratet oder sehr krank ist. Diese drei Möglichkeiten sind für die Menschen gegeben. Ich möchte hier keine Menschen beschuldigen. Vielmehr möchte ich einige meiner Eindrücke mit euch teilen.

16.07.2007, Aurich

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