Indischer Kinderrechtler setzt sich für die Zusammenführung der seit acht Jahren zwangsgetrennten Flüchtlingsfamilie SIALA ein.

Der international bekannte indische Kinder- und Menschenrechtler Kailash Satyarthi, von Beruf Ingenieur, widmet seit 1980 sein Leben der weltweiten Bekämpfung der Kinderarbeit. Das Leid der oft von Ihren Eltern jahrelang getrennten Kinderarbeiter ist ihm wohlbekannt. Jetzt richtete er persönliche Appelle an Bundespräsident Gauck und an den niedersächsischen Ministerpräsidenten McAllister, der massiven Verletzung der UN Kinderrechtskonvention an der Sialafamilie durch deutsche Ausländerbehörden endlich ein Ende zu bereiten und die Familie in Niedersachsen zusammenzuführen. Darüber hinaus wandte er sich an den Vorsitzenden des Kinderrechtsausschusses der Vereinten Nationen, Jean Zermatten.
In Deutschland wurde Satyarthi bekannt als Initiator der mit Brot für die Welt, Misereor und Terre de Hommes gemeinsam durchgeführten Teppichkinderkampagne. Diese führte zu einem weitgehenden Abbau der Kindersklaverei im größten Knüpfgebiet Nordindiens mit über 250.000 rücksichtslos ausgebeuteten Kindern und zur Einführung des Warenzeichens „Rugmark“ zur Erkennung ohne Kinderarbeit hergestellter Teppiche beim Verkauf in den USA und verschiedenen europäischen Ländern.

1998 gründete Satyarthi den Globalen Marsch gegen Kinderarbeit, um die von der Internationalen Arbeiterorgansation ILO damals zu beschließende Konvention gegen die „Schlimmsten Formen“ von Kinderarbeit zu verschärfen und die Zerstörung der Kindheit vieler Millionen junger Erdenbürger in den internationalen Blickpunkt zu rücken. Hunderttausende Menschen in den Entwicklungsländern, aber auch in den Industrienationen, beteiligten sich jeweils in ihrer Heimat über lange oder kurze Strecken an dem „Globalen Marsch“. Deutsche Entwicklungsorganisationen unterstützten ihn nicht nur finanziell, sondern organisierten zudem den Marsch durch Deutschland, wozu sie auch Kindergruppen aus besonders betroffenen Ländern der südlichen Erdhälfte einluden.

Inzwischen unterzeichneten 190 Länder die neue „ILO Konvention 138“, an deren Umsetzung und Weiterentwicklung Satyarthi bis heute unermüdlich arbeitet. Erst in diesem Jahr entschloss sich auch die indische Regierung endlich, die Kinderarbeit bis zum Alter von 14 Jahren grundsätzlich und bei gesundheitsgefährdenden Tätigkeiten bis 18 zu verbieten. Die Pionierrolle des Global March wird anerkannt, allgemeine Schulpflicht als wirksamstes Konzept vorangetrieben.

Für Satyarthi, der neben seiner internationalen Arbeit selbst ein Rehabilitationszentrum für befreite Kinderarbeiter in Indien schuf, ist die persönliche Zuwendung zu vielen einzelnen Kindern immer wichtig geblieben. Manche sind ihm heute wertvolle Mitarbeiter. Durch Freunde informiert, entschied er sich, nun in Deutschland, aus dem er viel Unterstützung erfuhr, seine Stimme für die Kinder von Ahmed Siala und Gazale Salame zu erheben. Er hofft darüber auch einen Anstoß zum menschenwürdigen Umgang mit Flüchtlingen zu geben. Der Aachener Friedenspreis und der Menschenrechtspreis der Friedrich Ebert Stiftung wurden ihm in unserem Land 1994 und 1999 verliehen. Die USA ehrten seinen Einsatz mit dem Robert F. Kennedy Menschenrechts Avard. Der verstorbene ehemalige deutsche Bundespräsident Rau, der Satyarthi persönlich kennen lernte, setzte sich noch wenige Tage vor seinem Ruhestand für ihn ein, als er nach der Befreiung von Zirkuskindern schwer verletzt in den Hungerstreik trat, weil die indischen Behörden zunächst keinerlei Aufklärungsbemühungen unternahmen.

Jetzt hat Kailash Satyarthi wieder an die Tür eines deutschen Bundespräsidenten geklopft.

Anlagen:

Brief von Kailash Satyarthi an den nds. Ministerpräsidenten
Brief von Kailash Satyarthi an den Bundespräsidenten

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