Marsch für die Würde: Flüchtlingsprotest hat Berlin erreicht

Der Flüchtlingsmarsch aus Würzburg ist am Wochenende in Berlin angekommen. Rund 30 Flüchtlinge waren Anfang September losmarschiert, doch unterwegs stießen immer wieder Unterstützer hinzu. Nach 28 Tagen und fast 600 Kilometern Fußweg erreichten rund 80 Flüchtlinge und Unterstützer/innen ihr Ziel. Houmer Hedajatzadeh, iranischer Flüchtlings aus Regensburg, ist einer der Sprecher des Flüchtlingsprotestmarschs nach Berlin. Über die Motive und Ziele des Flüchtlingsmarsches sagt er in einem Interview gegenüber der „Jungen Welt“:

Wir sind diese 600 Kilometer gelaufen, um die Gesetze zu brechen. Wir haben sowohl die Residenzpflicht verletzt, die unsere Bewegungsfreiheit auf Landkreise einschränkt, als auch die Pflicht, uns in den Lagern aufzuhalten. Ziel unseres Protestes war, den Inhalt dieser diskriminierenden Sondergesetze, mit denen man uns Flüchtlingen in Deutschland das Leben schwer macht, der Öffentlichkeit bekanntzumachen. Das haben wir geschafft!  … Wir wissen nie, was morgen ist, weil wir nicht arbeiten dürfen, wenig Geld erhalten und keine Zukunftsperspektive entwickeln können. Im Hintergrund lauert stets die Drohung der Abschiebung. Daß man uns mitten in der Nacht verhaftet und uns wie Verbrecher ins Gefängnis steckt oder von der Polizei außer Landes schaffen läßt. Wir fordern ein selbstbestimmtes Leben in Würde und die Abschaffung aller Sondergesetze, die uns ausgrenzen.“ (jw 05.10.2012)

Der Fußmarsch war nach dem Hungerstreik in Würzburg im März 2012 eine weitere medienwirksame Aktion der Flüchtlinge in ihrem Kampf um bessere Lebensbedingungen. Sie wollen weiterweitermachen, bis die Residenzpflicht, der erzwungene Lager­aufenthalt und die unmenschliche Abschiebepolitik abgeschafft sind. Die Deutschen fordern sie auf, die Flüchtlingslager an Ort und Stelle zu besuchen. „Wir wollen, daß Deutsche uns wahrnehmen und direkte Beziehung zu uns aufnehmen. Denn die Gesetze der Residenz- und Lagerpflicht sind aus unserer Sicht eigens dazu gemacht, um uns von der Bevölkerung zu isolieren. Das wollen wir durchbrechen.“

Das vollständige Interview mit Houmer Hedajatzadeh in der jw vom 05.10.2012 findet sich  hier.

Aus einer Fülle von Medienberichten hier einige weitere:

tagesschau vom 05.10.2012 (ab Minute 10.30)
Marsch der Asylbewerber – die Deutschen aufrütteln: taz 05.10.2012

Asyl-Protestmarsch aus Bayern erreicht Berlin (Zeit 05.10.2012)
Wandern für die Würde (Welt 07.10.2012)
Die zentrale Abschlussdemo des Marsches findet am am 13. Oktober (15 Uhr, Oranienplatz) in Berlin statt:

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