Wir trauern um Heidi Kunert, die am 29. März 2012 nach schwerer Krankheit starb.
Heidi war eine unermüdliche, engagierte und selbstlose Kämpferin für die Rechte der Flüchtlinge. Besonders Roma-Flüchtlinge haben sie als aufopferungsvolle und bedingungslose Streiterin an ihrer Seite kennen gelernt. Sie war als Aktivistin der Flüchtlingshilfe nicht nur allen Roma in ihrer Heimatstadt Nordhorn in der Grafschaft Bentheim, sondern auch den meisten anderen Aktiven in der Flüchtlingsszene in ganz Niedersachsen und z.T. noch darüber hinaus bekannt.
Viele Flüchtlinge hat Heidi bei der Suche nach einer Aufenthaltsperspektive unterstützt, sie beraten und ihnen geholfen, trotz aller Diskriminierungen und Ausgrenzungen, die Flüchtlinge hier erfahren, Fuß zu fassen in unserer Gesellschaft.
Heidi war es ein Anliegen, Verständnis für die Situation der aus dem ehemaligen Jugoslawien geflüchteten Roma zu wecken und für Annäherung zwischen der Mehrheitsbevölkerung und den Roma zu sorgen. „Wir wollen miteinander und nicht übereinander reden“, sagte Heidi anlässlich des Herdelezi-Festes, dem Frühlingsfest der Roma, das sie im Jahre 2010 maßgeblich organisiert hatte. Vorurteile und Barrieren gegen Roma abbauen und die Menschen zusammen bringen, das ist Heidi mit ihren vielen Aktivitäten und ihrer menschlichen Art zweifellos gelungen. Neben dem Herdelezi-Fest hat sie zusammen mit dem Arbeitskreis Flüchtlingshilfe, in dem sie aktiv war, noch etliche weitere Veranstaltungen auf die Beine gestellt; darunter eine Fotoausstellung, die die armseligen Lebensbedingungen von Roma im Kosovo eindrücklich dargestellt hat.
Bei all ihrem Engagement war es fast selbstverständlich, dass sie auch mit dem Flüchtlingsrat zusammen Veranstaltungen durchgeführt und sich an den Aktionen für ein Bleiberecht für Roma beteiligt hat.
Wie ernst es Heidi mit ihrem Einsatz für die Roma meinte, wurde spätestens im Jahre 200o deutlich, als sie gemeinsam mit ihrem Mann Dieter die damals siebenjährige Enisa adoptierte. Enisa ist das jüngste Kind einer siebenköpfigen Familie, die als Roma vor den Verfolgungen im jugoslawischen Bürgerkrieg nach Deutschland geflohen waren. Heidi war für die Familie so etwas wie eine zweite Mutter, die insbesondere die Kinder im alltäglichen Leben auf alle erdenkliche Weise unterstützt hatte.
Die Familie wurde 2004 nach zwölf Jahren Leben in Deutschland nach Montenegro abgeschoben, nur Enisa war auf Grund der Adoption durch Heidi und ihren Mann vor der Abschiebung geschützt. Ein Fernsehteam des NDR hatte fünf Jahre nach der Abschiebung Heidi, ihren Mann Dieter und Enisa nach Montenegro begleitet, wo sie Enisas Familie seit der Abschiebung das erst Mal wiedersahen. Der daraus entstandene Fernsehbeitrag, der im Dezember 2009 erstmals ausgestrahlt wurde, hat einem großem Publikum erstmals die Tragik der Abschiebungen von Roma deutlich gemacht: Enisas Familie lebt seit ihrer Abschiebung unter erbärmlichen Bedingungen in Montenegro in einem Slum und hält sich durch Müllsammeln über Wasser. Heidi hätte alles gegeben, wenn sie auch die anderen Familiemitglieder vor der Abschiebung hätte retten können. Im Fernsehbeitrag sagt sie: „Wenn wir jünger gewesen wären, wir hätten sie alle adoptiert“.
Heidi hätte sicher noch Vieles vorgehabt, um sich für die Roma stark zu machen. Eine schwere Krankheit ließ dies nicht zu. Heidi ist am 29. März ihrer Krankheit erlegen. Ihr Tod ist ein schwerer Verlust für viele Roma-Flüchtlinge und Freunde in der Flüchtlingsszene. Wir werden sie vermissen.
Unser Mitgefühl gilt ihrem Mann Dieter und Enisa sowie allen anderen Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet am 14. April um 10.30 Uhr auf dem Südfriedhof in Nordhorn statt (Denekamper Straße).
siehe auch: Nachruf von Romane Aglonipe
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1 Gedanke zu „Nachruf auf Heidi Kunert“