Nachfolgend veröffentlichen wir den Text der Petition der katholischen und der evangelisch-lutherischen Kirche vom 21. 12.2007 an den Petitionsausschuss des niedersächsischen Landtags für die Ermöglichung eine Zusammenführung der Familie Salame/Siala in Deutschland:
Sehr geehrter Herr Krumfuß ,
der evangelische Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt und das katholische Dekanat Hildesheim sorgen sich um das Schicksal der Familie von Gazale Salame und Ahmed Siala sowie ihrer vier Kinder. Unter Bezugnahme auf die anliegende Petition appellieren wir an Sie, den beiden Eltern und ihren Kindern ein gemeinsames Familienleben in Deutschland zu ermöglichen.
Gazale Salame wurde, im dritten Monat schwanger, zusammen mit der anderthalbjährigen Tochter Schams im Februar 2005 in die Türkei abgeschoben, während ihr Mann Ahmed Siala die beiden älteren Mädchen in die Schule brachte. Seither lebt die Familie zwangsweise getrennt. Ahmed Siala arbeitet als Geschäftsführer eines Schlachtbetriebs und lebt mit den beiden älteren Töchtern im Landkreis Hildesheim, Gazale Salame lebt mit den beiden kleinen Kindern in Izmir – der Sohn Ghazi wurde im August 2005 dort in einem Slumviertel geboren. Beide hoffen darauf, dass sie bald wieder in dem Land vereint sind, das sie als einziges seit ihrer Kindheit kennen.
Die jungen Leute sind im Alter von sechs bzw. sieben Jahren mit ihren Eltern als arabisch-sprachige Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Libanon geflohen und in Deutschland aufgewachsen. Man wirft ihnen vor, dass ihre Eltern bei der Einreise nicht gesagt haben, dass ihre Vorfahren möglicherweise aus der Türkei stammen, und dass sie als Flüchtlinge mit einem Anspruch auf die türkische Staatsbürgerschaft im Jahr 1990, also vor 17 Jahren, zu Unrecht ein Bleiberecht erhalten haben. Wie immer der Fall ausländerrechtlich zu bewerten ist – eine rechtskräftige Entscheidung im Verfahren von Ahmed Siala steht immer noch aus -, es steht für uns im Vordergrund, dass Ahmed Siala und Gazale Salame unbeteiligte, unschuldige Kinder waren, als sie mit ihren Familien zu uns flohen, und fast ihr ganzes Leben in Deutschland verbracht haben. Eine Abschiebung der beiden nach zwanzigjährigem Aufenthalt erscheint uns unverhältnismäßig und unmenschlich.
Als Kirchenvertretern ist uns der grundgesetzlich verankerte Schutz von Ehe und Familie von besonderer Bedeutung. Das gilt für alle Menschen, die unserer Gesellschaft leben. Die fortdauernde Trennung der Familie – Gazale Salame darf mit den beiden kleinen Kindern nicht nach Deutschland einreisen, Ahmed Siala und den beiden Töchtern wird im Falle eines Be-suchs in der Türkei die Rückkehr nach Deutschland verwehrt – untergräbt die Glaubwürdigkeit unserer eigenen Werteentscheidungen. In diesem Fall trägt vor allem die junge Frau die Konsequenzen mit voller Härte. Die ßrzte haben bei ihr eine akute Depression und Suizidgefährdung diagnostiziert. Auch die Kinder befinden sich in psychologischer Behandlung. Bei Fortdauer der seit fast drei Jahren anhaltenden Situation ist zu befürchten, dass die Familie zerbricht.
Ahmed Siala und Gazale Salame sind Niedersachsen, sie gehören zu uns und haben nur hier eine sichere und eigenständige Zukunft. Ein gemeinsames Leben in der Türkei ist für die Familie dagegen nicht möglich, da ihr dort jegliche Existenzgrundlage fehlt. Deshalb ist die Aufforderung an die Familie, ihre Existenz in Deutschland aufzugeben und eine gemeinsame Perspektive in der Türkei zu suchen, auch eine nicht akzeptable Zumutung. Niemand verliert durch die Anwesenheit der Familie in Niedersachsen. Wir können alle nur gewinnen.
Wir appellieren deshalb an Sie, die Ausländerbehörde des Landkreises Hildesheim anzuweisen, Ahmed Siala, gegebenenfalls unter Auflagen, aus humanitären Gründen die im Jahr 2001 entzogene Aufenthaltserlaubnis zu verlängern und damit die Grundlagen dafür zu schaffen, dass Gazale Salame im Rahmen des Familiennachzugs nach Deutschland zurückkehren kann.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Osthaus, Domkapitular und Stadtdechant
Helmut Aßmann, Superintendent des Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt
Ich gratuliere beiden Kirchen zu dieser Entscheidung. Ich freue mich als praktizierende Christin über diesen Einsatz, den ich oftmals vermisse.
Ich wünsche allen Initiativen Durchhaltevermögen und Erfolg.
Alles Gute
Elisabeth Wiengarten