Zehn Jahre nach dem Beginn des Genozids an den Jesid*innen verschärft sich die Lage massiv. Die Berichte zu Hetzkampagnen und Gewaltaufrufen gegen Jesid*innen und pogromartigen Zuständen im Irak und in Kurdistan häufen sich. Nach dem Willen der irakischen Regierung sollen Zehntausende Jesid*innen die Flüchtlingslager im Nordirak verlassen – ohne, dass es einen sicheren Ort für sie gibt. Die geplante Schließung der Flüchtlingslager in der kurdischen Autonomieregion gehen mit einer erheblichen Verschlechterung der Versorgung einher. Durch Gewalt und Hetze werden nun Fakten geschaffen, unzählige Jesid*innen mussten in den letzten Tagen aus den Flüchtlingslagern fliehen und haben sich auf den Weg nach Shingal gemacht. Zehn Jahre nach dem Beginn des Völkermords durch den IS stehen die Jesid*innen im Irak vor einer völlig ungewissen Zukunft, während diese Realität in Deutschland nicht anerkannt wird.
So wächst der Druck durch drohende Abschiebungen immer weiter. In Niedersachsen wurde zwar im Juni dieses Jahres ein Abschiebungsstopp in den Irak erlassen, dieser beschränkt sich jedoch auf weibliche und minderjährige Jesid*innen. Man ist also gewillt, volljährige, männliche Jesiden weiter in die äußerst prekäre Sicherheitslage abzuschieben und sie dort ihrem Schicksal zu überlassen. Zudem endet der Abschiebungsstopp in Niedersachsen bereits am 2. September 2024 und kann lediglich einmal um weitere drei Monate verlängert werden. Deshalb fordern wir mit Nachdruck, die Abschiebungen aller Jesid*innen auszusetzen und den Überlebenden des vom Bundestag anerkannten Völkermordes Schutz zu bieten.
Am 3. August haben wir an Gedenkveranstalten in Oldenburg, Hannover und Berlin teilgenommen und den überlebenden Familienangehörigen, Freund*innen und Bekannten unser tiefes Mitgefühl und unsere Solidarität ausgedrückt. In Berlin organisieren Überlebende eine zweimonatige Mahnwache mit zahlreichen Veranstaltungen, auf die wir hinweisen wollen. Auf der Website finden sich alle Informationen zu der Mahnwache. Wir unterstützen die Mahnwache und rufen zur Teilnahme auf.
Wenn Sie individuell Beratung und Unterstützung brauchen, wenden Sie sich bitte an ...