Vier Tage in Berlin mit Josephat und Priscilla

Nach fast drei Jahren dürfen Priscilla und Josephat wieder hier sein wo sie hingehören. Sie sind überglücklich und Frau Baneck ist eine sehr liebevolle Frau, die ihr ganzes Leben umgestellt hat, um die Kinder zu versorgen und vor allem integrieren zu können. Ihre gesamte Familie und ihr Freundeskreis unterstützen sie dabei. 

Dazu muss man erläutern, dass Josephat bereits 10 Jahre in Deutschland aufgewachsen ist. Das bedeutet er ist von der Lebensart her Deutscher wie wir alle hier. Er ist 96 Fan, spielt super Fußball, (zum Leidwesen meiner beiden Söhne, die keine Chance gegen ihn hatten) guckt Großstadtrevier, geht gerne zu Mc Donalds, kennt die deutschen Charts und ist ein ganz normaler deutscher Teenager. Er spricht mittlerweile wieder recht gut deutsch und schrieb gestern eine sms mit kleinen Fehlern, wie sie ein eigentlicher Drittklässler eben macht. Es dürfte wenige Probleme bereiten Josephat, der ein zurückhaltender, sehr intelligenter und liebenswerter Junge ist, wieder zu integrieren.

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Priscilla ist, obwohl in Niedersachen geboren, Kongolesin. Sie hat angefangen vom Essen über den allgemeinen Tagesablauf bis zum Schlafen ganz andere Lebensgewohnheiten und spricht ausschließlich Lingala (kongolesisch) und nur vereinzelt deutsche Wörter. Frau Baneck als gebürtige Kongolesin, die seit fast 30 Jahren in Deutschland lebt, spricht fließend beide Sprachen und ist vermutlich die einzige, die auf diese zwei Welten eingehen kann.

Obwohl sie im Umgang zwei ganz normale Kinder sind, merkt man doch, dass beide extrem voneinander abhängen und zum Beispiel immer beobachten, wo sich der jeweils andere gerade aufhält. Priscilla ist ein sehr lebhaftes und lustiges Mädchen, mit sehr viel Durchsetzungsvermögen und Interesse an Ihrer Umwelt. Sie fragte auf dem Rückflug bei einer Zwischenlandung Frau Baneck, ob sie schon in Europa seien, da alles so europäisch aussehe. Mir ist noch keine Fünfjährige begegnet, die überhaupt Kontinente kennt.

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Josephat erhält zurzeit privaten Deutschunterricht, den Frau Baneck organisiert hat. Josephat würde gerne noch vor den Sommerferien die Schule besuchen aber die befragten Schulen lehnten bisher ab. Ein Schulbesuch wäre auch unserer Meinung nach sehr wichtig für seine Entwicklung. Vielleicht können alle Beteiligten Frau Baneck in dieser Angelegenheit weiterhin unterstützen. Auch Priscilla sollte umgehend einen Kindergartenplatz erhalten.

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Abschließend möchte ich noch bemerken, dass doch mit verhältnismäßig wenigen aber engagierten Menschen ein mächtiges Staatsystem erheblich beeinflusst werden kann. Als solche endete die Aktion erfolgreich. Aber wir sollten nicht vergessen, dass eine zur Gleichgültigkeit neigende Gesellschaft brutale Schicksale wie diese erst hervorruft. Die Familie Kisuwu Ndungigi/Nguya existiert nicht mehr. Und das nur aufgrund charismaloser, ängstlicher Politiker und gleichgültig gedankenlos ausführender Staatsdiener.

Zum Glück und Ausgleich dafür ist die neue Familie Baneck/Nguya eine nicht nur charismatische sondern auch intellektuelle Bereicherung für uns alle.

Andreas Riechelmann

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4 Gedanken zu „Vier Tage in Berlin mit Josephat und Priscilla“

  1. Wir freuen uns riesig, dass die beiden J. + P. wieder in D sind.Wir können es nicht glauben, dass es schon wieder Schwierigkeiten gibt, bloß um den Jungen in die Schule zu bekommen. Unser Enkel, gleiches Alter, kommt jedes Jahr aus USA mehrere Wochen zu Besuch und wir haben ihn hier ohne Schwierigkeiten als „Gastschüler“ in der Schule angemeldet. Warum macht man der Frau Baneck schon wieder Schwierigkeiten für den Schulbesuch von Josephat? Bei einem Promi – vielleicht ein Diplomat od. ähnlich würde das Kind sicher sofort zur Schule gehen dürfen. Liegt das an der Hautfarbe?
    Bei welcher Schule war das? Wir würden gerne an den Schulleiter schreiben.
    I.M.

    Antworten
  2. Hallo Familie Manowsky,

    das liegt unter anderem daran, dass noch nicht alle Unterlagen in geprüfter und bestätigter Form von der Deutschen Botschaft im Kongo nach Deutschland gekommen sind.
    Und in Berlin sind ab 11.7. Sommerferien. Da tun sich Schulen zusätzlichen Stress nur ungerne an. Leider. Aber aus Lehrersicht vielleicht auch verständlich.
    Und – vielleicht haben Sie nicht unrecht… USA ist nicht Kongo und kongolesische Familienangehörige sind nicht amerikanische Enkel deutscher Großeltern. Alle Menschen sind gleich aber manche werden selbst in Deutschland ein wenig gleicher behandelt.

    Viele Grüße

    Andreas Riechelmann

    Antworten

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