DAS SCHWEIGEN EINER WERTEGEMEINSCHAFT.
Geduldeter Völkermord unter den Augen Europas.
Informationsveranstaltung der GfbV-Regionalgruppe Osnabrück am Donnerstag, den 26.11.09, 20.15 Uhr
Ort: Hörsaalgebäude Universität Osnabrück,Raum 01/E01 in der Kolpingstraße 7
Es gibt Dinge im Leben, die sind so unfassbar grausam, dass man versucht ist, am menschlichen Verstand zu zweifeln. Es gibt Dinge im Leben, die sind so unbegreiflich, dass man sich schämt, der menschlichen Rasse angehören zu müssen, und da gibt es diese Dinge im Leben, bei denen man ganz genau weiß, dass sie nicht hätten sein müssen, so wie die grausamen Völkermorde an den Tschetschenen während der Tschetschenienkriege am Rande Europas. Zwischen geschätzten 300000 Kriegstoten, darunter 40000 tote Kinder(!), zwischen Filtrationslagern und „Säuberungsaktionen“ und zwischen dem schonungslosen Einsatz verbotener Waffen wie Splitter-, Aerosol-, Vakuumbomben und Urangeschossen, fragt sich der gesunde Menschenverstand, wieweit wir als menschliche Individuen eigentlich bereit sind, völlig irrationalen und sinnlosen Zielen zu folgen, um somit unsere Menschlichkeit Stück für Stück preiszugeben. Wenn man an das grausame Schicksal der Tschetschenen denkt, kann man eigentlich nicht so recht glauben,was der Mensch dem Menschen antun kann.
Stellt der Tschetschenienkonflikt darüber hinaus lediglich ein Lehrbeispiel für die Grenzen der Menschenrechtspolitik dar, oder ist er gar das bittere Zeugnis moralischer Unmündigkeit in so klaren Fragen wie Verbrechen an die Menschlichkeit? Hat uns das starre Beharren auf unseren materiellen Wohlstand schon soweit gebracht, dass wir unsere so hart erkämpften Wertevorstellungen auf dem Altar der wirtschaftlichen Interessen zu opfern bereit sind, oder hat uns der wirtschaftliche Reichtum einfach nur moralisch satt, träge und für Ungerechtigkeiten jedweder Art unempfindsam gemacht?
Mit diesen Fragen und mehr beschäftigt sich der Vortrag im Kontext des schrecklichen Völkermordes an denTschetschenen vor allem währenddes 2.Tschetschenienkrieges. Dabei steht nicht nur das grausame Verbrechen der russischen Regierung an den Tschetschenen im Vordergrund, sondern was fast genauso schwer wiegt ebenfalls die politische Ohnmacht und Gleichgültigkeit der europäischen Staatengemeinschaft.
Und gerade letzteres stellt uns vor die Frage, ob wir in Europa unser so hoch gelobtes Wertefundament basierend auf Demokratie, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte im Zuge der Tschetschenienkriege nicht vor die Wand gefahren haben. Getreu dem Motto „Schweigen gegen Gas“ beschleicht einen das Gefühl, dass wir in Europa aus Angst, ein Stückchen unseres materiellen Wohlstands zu verlieren, diesen auf dem Basar der Weltöffentlichkeit gegen die zivilisatorischen Errungenschaften der Moral, Rücksichtsnahme und Solidarität eingetauscht haben. Zu Lasten derjenigen, die die Zeche dafür bezahlen mussten und müssen: Das tschetschenische Volk.
Das Ziel dieser Veranstaltung ist somit nicht nur das Erinnern an den abscheulichen Genozid und das damit einhergehende brutale „Abschlachten einer Nation“, sondern ebenso die kritische Selbstreflexion über das unterlassende europäische Handeln im Zuge des zweiten Tschetschenienkonfliktes. Die Frage kann also nicht nur heißen, quo vadis Tschetschenien?, sondern sie führt unweigerlich ebenso zu der Frage, wo wir als europäische Wertegemeinschaft hinsteuern wollen: Quo vadis Europa?
Die Veranstaltung wird unterstützt vom Flüchtlingsrat Niedersachsen, dem Exil e.V. Osnabrück und der Erich-Maria-Remarque-Gesellschaft. Hier können Plakat und Aufruf downgeloaded werden.
Wenn Sie individuell Beratung und Unterstützung brauchen, wenden Sie sich bitte an ...