Der nachfolgende Bericht aus der heutigen HAZ über eine rabiate Abschiebung aus Wolfenbüttel wirft eine Menge Fragen auf:
- Warum hat Frau Gashi trotz zwanzigjährigen Aufenthalts kein Bleiberecht nach der gesetzlichen Bleiberechtsregelung erhalten?
- Warum wurden ihr kein Flüchtlingsstatus oder sonstige Abschiebungshindernisse aufgrund von drohender geschlechtsspezifischer Verfolgung zugebilligt?
- Wer hat zu vertreten, dass die Abschiebung ohne vorherige Ankündigung des Termins überfallartig durchgeführt wurde, und dass der gewalttätige Ehemann mit im Flugzeug sitzt?
Wir werden diesem – uns leider bis dato nicht bekannten – Fall weiter nachgehen.
gez. Kai Weber
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Wolfenbüttel. Mittwochnachts schläft Elmira Gashi jetzt lieber nicht mehr zu Hause. „Ich habe Angst“, sagt die 18-jährige Berufsschülerin aus Wolfenbüttel. Denn es war die Nacht zu einem Donnerstag, als ihre Schwester, ihre Nichte und ihr Neffe aus ihrem Leben verschwanden. Elmiras Mutter Sünawer (39), die unter schweren Depressionen leidet, schläft seit dem 4. Juni so gut wie gar nicht mehr. An dem Tag ist ihre 21-jährige Tochter Elvira mit ihrem vierjährigen Sohn und ihrer dreijährigen Tochter morgens um drei Uhr von Polizisten abgeholt worden, „Wir waren total geschockt“, erzählt sie. Nur eine halbe Stunde Zeit bleibt der jungen Mutter, um ein paar Sachen zusammenzupacken, Geld, Essen oder Trinken nahm sie vor lauter Schreck gar nicht mit. „Es war schrecklich, die Kinder haben geweint, und auf einmal waren alle weg“, erzählt die jüngere Schwester. Elvira Gashi wird mit ihren Kindern nach Frankfurt am Main gebracht. Um 10.15 Uhr geht das Flugzeug, das sie in den Kosovo bringt, in das Land, das sie vor 20 Jahren als Baby verlassen hat. In der Maschine sitzt ausgerechnet auch ihr ehemaliger Lebensgefährte, den sie vor zwei Jahren verlassen hatte. Seitdem hatte der Mann sie drangsaliert, geschlagen, getreten und mit einem Messer bedroht. Auch ihre Mutter und ihre Schwester wurden Opfer seiner Angriffe. Die drei Frauen hatten im Dezember 2007 sogar beim Amtsgericht Wolfenbüttel eine einstweilige Verfügung erwirkt, wonach sich der junge Mann ihnen nicht auf weniger als 50 Meter nähern durfte. Für den hannoverschen Anwalt Dietrich Wollschlaeger ist es „ein Skandal, dass eine alleinstehende Frau mit zwei kleinen Kindern nachts um 3 Uhr aus den Betten geklingelt wird und dann auch noch mit ihrem Peiniger in einem Flugzeug abgeschoben wird“. Das verstoße gegen den Grundsatz der Menschenwürde. Eine Sprecherin des Landkreises sagt, die Mitarbeiter der Ausländerbehörde bedauerten ausdrücklich, dass die Abschiebung für die junge Frau unter sehr belastenden Umständen verlaufen sei. Immerhin seien Elvira Gashi und ihr ehemaliger Lebensgefährte in getrennten Fahrzeugen nach Frankfurt gebracht worden und hätten auch im Flugzeug nicht nebeneinandergesessen. Die 21-Jährige hat mit ihren Kindern bei einem Cousin in Pec Unterschlupf gefunden. In der Einzimmerwohnung gibt es keine Toilette und keine Dusche. „Die Kleinen weinen viel und fragen nach ihrer Oma“, hat sie ihrer Mutter berichtet.
Sünawer Gashi (Mitte) und ihre Tochter Elmira sind verzweifelt. Sie suchen Rat bei Anwalt Dietrich Wollschlaeger. Nach dessen Ansicht verstoßen die Umstände der Abschiebung Elvira Gashis gegen den Grundsatz der Menschenwürde.
15.06.2009 / HAZ Seite 6 Ressort: NIEDERSACHSEN
Guten Tag
Wir haben unter http://www.unser-braunschweig.de über den Fall Gashi aus Wolfenbüttel berichtet.
Gruß
Uwe Meier