Brief von Geflüchteten der Unterkunft Nonnenstieg in Göttingen

Nachfolgend dokumentieren wir einen Brief von Geflüchteten der Unterkunft Nonnenstieg (ehemaliges IWF) in Göttingen und die Solidaritätserklärung des AK Asyl Göttingen:

Brief von Geflüchteten aus der Unterkunft Nonnenstieg

Sehr geehrte Göttinger Bürger und Bürgerinnen,

Wir sind einige Flüchtlinge aus der Göttinger Unterkunft Nonnenstieg. Wir wenden uns aus einem dringenden Anlass an Euch: Wir sind besorgt über die aktuelle Maßnahme der Stadt Göttingen, die Unterkunft im Nonnenstieg bis Ende Mai zu schließen. Die Stadt Göttingen hat bereits begonnen Gruppen von Menschen irgendwo anders unterzubringen.

Diese Art der Verlegung in andere Unterkünfte entspricht nicht unserem Wunsch. Viele von uns haben, trotz 2 bis 3 Jahre Jahre Aufenthalt in Deutschland, nur das Leben in Unterkünften erlebt. Die Hoffnung, nach der beschwerlichen Flucht endlich in einem ruhigen Leben angekommen zu sein, wird durch die permanente Unterbringung in Massenunterkünften fast vollends zunichte gemacht. Massenunterkünfte machen das Leben in vielen Bereichen unerträglich und verletzen die Würde des Menschen. Wir sagen: es reicht uns. Wir haben uns hier im Nonnenstieg etwas Leben aufgebaut, wir haben einige Initiativen und Menschen kennengelernt.

Wir haben erfahren, daß die Stadt Göttingen plant, am Montag, den 5. März mit einem Transportunternehmen zu unserer Unterkunft zu kommen. Gegen unseren Willen und mit Zwang sollen wir in die Sammelunterkunft in der Hannah-Vogt-Straße auf den Zietenterrassen gebracht werden. Wir BewohnnerInnen aus dem Nonnenstieg weigern uns in diese Unterkunft zu gehen! Die Bedingungen dort sind unerträglich – unter anderem müssen sich 6 Personen 3 Zimmer teilen. Wir sagen, das Leben in Unterkünften sollte eigentlich nach einer gewissen Zeit aufhören, denn es macht krank.

Am liebsten möchten wir hier bleiben, bis wir eine Wohnung gefunden haben. Wenn wir in der Hannah-Vogt-Straße einziehen würden, dann nur unter der Bedingung, daß jede und jeder ein Zimmer für sich bekommt.

Kommt am Montag vorbei, wir brauchen Eure Unterstützung!

Flüchtlinge aus dem Nonnenstieg
Göttingen, Februar 2018

Erklärung des AK Asyl Göttingen

Hallo!

Im folgenden dokumentieren und veröffentlichen wir den Brief von Bewohner:innen der Göttinger Geflüchtetenunterkunft im Nonnenstieg, die gegen ihren Willen in eine andere Unterkunft umziehen sollen.
Wir solidarisieren uns mit ihrem Wunsch nach selbstbestimmten Leben und Wohnen. Wir fordern die Stadt auf, die geplante Räumung der Unterkunft im Nonnenstieg zu stoppen und allen Geflüchteten ein Leben in selbstgewählten Wohnungen zu ermöglichen.

Gleiche Rechte und Bleiberecht für alle!
AK Asyl Göttingen

Berichterstattung

Umzug läuft an: Flüchtlinge wollen am Nonnenstieg bleiben, in: HNA vom 4. März 2018
Geflüchtete wollen bleiben, in: taz vom 2. März 2018

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