Im Sommer 2006 starb Dr. Matthias Lange, Mitbegründer und langjähriger Vorsitzender des Flüchtlingsrats Niedersachsen e.V.. Im Mittelpunkt seines Denkens und Handelns stand die Durchsetzung des Rechts eines jeden Menschen, Rechte zu haben, unabhängig von gesellschaftlichem Status oder Gruppenzugehörigkeit. In Erinnerung an ihn würdigt der Flüchtlingsrat Niedersachsen seit 2016 alle zwei Jahre Menschen mit dem Dr. Matthias Lange-Fluchthilfepreis, die sich in besonderer Weise für Flüchtlinge eingesetzt haben und einsetzen: im Sinne seines Ideals einer Gesellschaft, in der Individuen über die Belange der eigenen gesellschaftlichen Gruppe hinaus politisch aktiv werden, sich miteinander solidarisieren und Grenzen überwinden:
‚Wir sollten uns gemeinsam auf die Suche nach einem politischen Weg begeben, der hin führt zu einer Kultur der Gleichberechtigung und der Solidarität: Zu einer Politik der Zivilisierung, die den Vergleich und die Differenz gleichermaßen aushalten kann und lebendig werden lässt […], eine Politik der Zivilisierung jenseits von identitätspolitischen Konstruktionen […]‘
Das Eintreten für die Rechte von Flüchtlingen, von Menschen also, die sich zwischen zurückgelassener Heimat und ungewisser Zukunft befinden, war für ihn gerade vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte ein wichtiger Beitrag im Kampf um Demokratie und Menschenrechte. Unsere Aufgabe – als Individuen wie auch als Gesellschaft – war es seiner Ansicht nach, den Zustand des “Dazwischenseins“ der Flüchtlinge zu überwinden und jene “Alltäglichkeit zu stiften“, die ein Ankommen und einen Neubeginn erst möglich macht. Für dieses Recht auf Alltäglichkeit setzte er sich Zeit seines Lebens ein, sowohl innerhalb wie ausserhalb der Institutionen. Matthias Langes kritischer Geist hat viele inspiriert; anderen war er zu unbequem. Seine Texte, die er im Laufe von knapp zwanzig Jahren veröffentlichte, sind bis heute aktuell geblieben.
Bibliographie Dr. Matthias Lange:
‚Interkulturelle Kompetenz: Überlegungen zu kommunalen Ansätzen und Strategien einer interkulturellen Öffnung‘, in Migration und Soziale Arbeit, 2000 Nr. 1, S. 10-15 (mit N. Pagels)
‚Dagegen sein, dafür was tun? Die Migrationspolitik unter der neuen Bundesregierung‘, in Zeitschrift für sozialistische Politik und Wirtschaft. 1999 (106), S. 12-15 (mit K. Weber)
‚Grundrecht auf Asyl. Bilanz nach einem Jahr Rot-Grün‚, in Flüchtlingsrat. Zeitschrift für Flüchtlingspolitik in Niedersachsen, 1999 (64/65), S. 8-15 (mit K. Weber)
‚Staatlich produzierte Not. Engagement für Flüchtlinge: Das Ehrenamt in der Opposition‚
‚Grenzen, Gewalt und Identitätspolitik‚ in Flüchtlingsrat. Zeitschrift für Flüchtlingspolitik in Niedersachsen, 1998 (55), S. 9-17
‚Rassismus und Strategien gegen Rassismus‚, in Flüchtlingsrat. Zeitschrift für Flüchtlingspolitik in Niedersachsen. 1998 (52), S. 8-16
‚Rassismus, Antirassismus und interkulturelle Kompetenz‚, in Flüchtlingsrat. Zeitschrift für Flüchtlingspolitik in Niedersachsen. 1997 (48/49), S. 134-137 (mit M. Weber-Becker)
‚Illegalisierte Flüchtlinge. Bürgerrechte für Schutzlose?‚, in Flüchtlingsrat. Zeitschrift für Flüchtlingspolitik in Niedersachsen. 1997 (42-43), S. 4-9
‚Flüchtlingspolitik angesichts zunehmender Illegalisierung‚, in Flüchtlingsrat Niedersachsen, Rundbrief 31/32 Sonderheft Heimliche Menschen – Illegalisierte Flüchtlinge
‚Das Recht, Rechte zu haben‚, in Flüchtlingsrats-Rundbrief, 1993 (11/12), S. 7-15
‚Multikulturelle Gesellschaft als “Strategie gegen Rechts?“‚, in Flüchtlinge. Aktuelle Handreichung zur antirassistischen Flüchtlingsarbeit, 1992, S. 32-36
Politische Handlungsfähigkeit (Dissertation, Georg-August-Universität, Göttingen 1982)
Wenn Sie individuell Beratung und Unterstützung brauchen, wenden Sie sich bitte an ...