Bertelsmann-Studie zur Arbeitsintegration von Flüchtlingen

Die Bertelsmann Stiftung hat sich in einer Studie mit dem Thema der Arbeitsintegration von Flüchtlingen in Deutschland. Einbezogen wurden die Entwicklungen bis Februar 2015.

In der Studie wird der Ausbau des Beamtenapparats sowie eine höhere Qualifikation der Entscheider gefordert, um die Asylverfahren zu beschleunigen und zu verbessern und somit den Bearbeitungsstau zu verringern. Auch eine generelle Beschränkung des Aufenthalts in Gemeinschaftsunterkünften auf maximal 3 Monate sei notwendig, um die Flüchtlinge der Gesellschaft näher zu bringen.
Perspektiven für Flüchtlinge müssten, unabhängig von den Aussichten der jeweiligen Personen auf längeren Aufenthalt in Deutschland, integrativ sein. Schließlich wird auch die Eröffnung legaler und direkter Wege nach Deutschland und Europa verlangt, um Flüchtlinge nicht den aktuell gefährlichen Fluchtwegen auszusetzen. Deutschland müsse systematisch Menschen mit Aussicht auf Arbeits-, Ausbildungs- oder Studienplätze aufnehmen und dazu in den Herkunftsgebieten Deutschkurse, Qualifizierungsmaßnahmen und Stipendien vergeben.

Diese Forderungen werden von der nachfolgenden Argumentation unterstützt:

Für Asylbewerber und Flüchtlinge in Deutschland seien Ausgrenzung aus dem Arbeitsleben, Unterbeschäftigung und Armut zunächst einmal gravierende menschliche Probleme. Allerdings schade dies auch dem gesamten Land. Soziale und wirtschaftliche Chancen blieben weitgehend ungenutzt. Auch aufgrund von Beschäftigung und damit verbundenen Perspektiven die Möglichkeit gegeben, traumatische Erinnerungen zu bewältigen.

Mittlerweile sei die Notwendigkeit der Integration Politikern und der Gesellschaft bewusst und auch der neu belebte Arbeitsmarkt trage zu guten Voraussetzungen zur Verbesserung der Situation bei.
In der Studie wird darauf hingewiesen, dass es sicherlich Herausforderungen gebe wie fehlende Beschäftigungsperspektiven, Ausbildungsdefizite, Verständigungsschwierigkeiten, Traumata etc., die zunächst einmal bewältigt werden müssten.

Dennoch seien einige Hindernisse, die der zügigen Arbeitsmarktintegration im Wege stünden, der Politik anzulasten. Bis 2013 sollten Einschränkungen wie Arbeitsverbote eine abschreckende Wirkung auf unerwünschte Einwanderer haben. Weitere Hindernisse wie die Residenzpflicht, die den Bewegungsradius Asylsuchender stark beschränkte, oder die Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften und die Versorgung mit Sach- statt Geldleistungen schufen eine deutliche Abhängigkeit vom Staat und untergruben die Eigeninitiative der Flüchtlinge.

Seit 2013 werde an diesen Punkten eine Wende vollzogen. Dafür seien die Beschränkung der Residenzpflicht und des Arbeitsverbotes auf 3 Monate Belege.
Nun fordere auch die Wirtschaft die Befreiung weiterer Hürden wie die Vorrangprüfung in den ersten 15 Monaten. In der Studie wird darüber hinaus eine generelle Beschränkung des Aufenthalts in Gemeinschaftsunterkünften auf maximal 3 Monate gefordert, um die Flüchtlinge der Gesellschaft näher zu bringen.

Das drückendste Integrationshindernis sei zunehmend der Bearbeitungsstau bei Asylanträgen, über die teils erst nach Jahren entschieden werde. Dies mache Erleichterungen für die Arbeitsaufnahme und gesellschaftliche Integration der letzten Jahre wieder zunichte, da die Eigeninitiative der Flüchtlinge auf Eis gelegt werde und die fehlende Planbarkeit für Asylbewerber sowie Arbeitgeber Bemühungen häufig ins leere Laufen lasse.
In der Studie wird dazu der Ausbau des Beamtenapparats sowie eine höhere Qualifikation der Entscheider gefordert, um die Verfahren zu beschleunigen und zu verbessern.

Auch eine klar integrative Perspektive unabhängig von den Aussichten der jeweiligen Personen auf längeren Aufenthalt in Deutschland sei unumgänglich, da die Beschäftigung stets besser sei als unstrukturiertes Warten. Folgende Punkte seien diesbezüglich notwendig:

  • Sprachkurse für alle von Anfang an, sowie Anpassung an den Leistungsstand der Teilnehmer
  • Frühe Erfassung des Ausbildungsstandes, Erfahrungen und Berufsperspektiven
  • Aufnahme in Erfassungssysteme der Bundesagentur für Arbeit
  • Koordination der Arbeitsvermittlung mit der örtlichen Wohnverteilung
  • Früher Übergang in normale Wohnverhältnisse
  • Information der Bevölkerung über Aufnahme von Flüchtlingen
  • Zusammenarbeit mit Kirchengemeinden, Vereinen, Schulen, Unternehmen und Gesellschaft

Viele Flüchtlinge fänden trotz der vorhandenen Schwierigkeiten Arbeit, die aber meist unter der eigenen Qualifikation liege. Es zeige sich, dass sich viele Flüchtlinge um Arbeit bemühen, sodass mit klar integrativer Orientierung und Beteiligung der Gesellschaft die Situation auf dem Arbeitsmarkt für Flüchtlinge deutlich verbessert werden könne.

Darüber hinaus sei auch die Eröffnung legaler und direkter Wege nach Deutschland und Europa immens wichtig, um Flüchtlinge nicht den aktuell gefährlichen Fluchtwegen auszusetzen. Deutschland müsse systematisch Menschen mit Aussicht auf Arbeits-, Ausbildungs- oder Studienplätze aufnehmen und dazu in den Herkunftsgebieten Deutschkurse, Qualifizierungsmaßnahmen und Stipendien vergeben.

Abschließend fordert die Studie einen Rahmen für Flüchtlinge, in dem sie aktiv werden und ihre eigene Zukunft gestalten können, anstatt ihre Energie für die gegebenen Hindernisse auf der Flucht und in Deutschland zu verschwenden.

Es lohnt sich in jedem Fall auch ein Blick in die Studie selbst:

Bertelsmann Studie zur Arbeitsintegration von Flüchtlingen (PDF)

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