Pressemitteilung von amikeco e.V. und Willkommensinitiative Lüneburg
Bundesintegrationsmedaille für Engagement in der Arbeit mit Geflüchteten in Lüneburg
„Jede Medaille hat zwei Seiten“
Am 12. November wird die Arbeit von amikeco-Willkommensinitiative im Bundeskanzlerinnenamt mit dem Integrationspreis ausgezeichnet. Gewürdigt wird damit sowohl das jahrelange Engagement des Vereins amikeco e.V. für Kinder Geflüchteter als auch das Netzwerk der Willkommensinitiative Lüneburg.
Nach der Einrichtung neuer Sammelunterkünfte im Jahr 2013 wurden gemeinsam neue Projekte ins Leben gerufen: Fahrradreparatur-Workshops, Angebote für das Erlernen der deutschen Sprache, das Anlegen eines Kulturgartens, Begleitung zu Behördengängen und Unterstützung im Asylverfahren werden kontinuierlich auf Basis von Freiwilligenarbeit durchgeführt.
Die diesjährige Auszeichnung steht unter dem Motto ‚Ausbildung‘: Danae Christodoulou ist seit mehreren Jahren für amikeco e.V. aktiv im Einsatz für die Kinder und wird die Medaille stellvertretend für die Arbeit der Initiativen in Empfang nehmen: „Wir freuen uns über die Anerkennung unserer Arbeit und hoffen, dass diese Auszeichnung uns in der Auseinandersetzung um bessere Lebensbedingungen für Geflüchtete hilft.“ Gerade für Kinder ist der Alltag in den Sammelunterkünften sehr belastend. Ein großes Thema sind auch immer wieder fehlende Schulplätze für Deutschlernklassen. Für den Schulweg müssen die Kinder und Jugendlichen im Landkreis Lüneburg im ungünstigsten Fall zwei Stunden Fähr- und Busfahrt in Kauf nehmen. Noch problematischer ist die Lage für ältere Jugendliche und Heranwachsende: Für sie gibt es keine regelhaften Bildungsangebote.
Solche Bedingungen können durch ehrenamtliches Engagement wie Hausaufgabenhilfe und Ferienaktivitäten nicht aufgefangen werden. Die Initiativen setzen daher neben der konkreten und unkomplizierten ehrenamtlichen Hilfe auch auf Verhandlungen mit den zuständigen Behörden. „Manchmal hilft es, schlechte Bedingungen ehrlich anzusprechen, auch, wenn es erst einmal unbequem ist.“ sagt Danae Christodoulou „Diese Medaille hat für uns zwei Seiten: Wir freuen uns über die Anerkennung – gleichzeitig sehen wir die schlechten Zustände vor Ort, für die die Politik verantwortlich ist!“
amikeco e.V. und die Willkommensinitiative aus Lüneburg nehmen die Auszeichnung zum Anlass, sich bei all den vielen Gruppen, Initiativen, Institutionen und Einzelpersonen zu bedanken, die unsere Arbeit uneigennützig, selbstverständlich und solidarisch unterstützen!
Weitere Informationen zu uns und Kontakte: www.amikeco.info www.willkommensinitiative.de
Nachtrag:
Die Auszeichnung der Lüneburger Vereine mit der „Integrationsmedaille“ der Bundesregierung und die Reaktionen haben auch in den Medien ein breites Echo gefunden. Nachfolgend übersende ich einen Link zum NDR-Bericht sowie den heutigen bericht in der HAZ.
HAZ 13.11.2014: Danae hilft den Kindern bei den Hausaufgaben
Berlin/Lüneburg. Eben mal so nebenbei etwas Gutes tun, das reicht nicht für die hohe Auszeichnung, die die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung seit einigen Jahren an jeweils acht Bundesbürger verleiht. In der Ausschreibung wird gefordert, die belobigten Projekte müssten von dauerhafter Wirkung sein und in den Alltag ausstrahlen. Das trifft zu auf das „Lebenswerk“ von Danae Christodoulou – soweit man bei einer 25-jährigen Referendarin für Mathematik und Sachunterricht schon von einem Lebenswerk sprechen kann. Am Mittwoch erhielt die junge Frau aus Niedersachsen in Berlin aus der Hand von Aydan Özoguz die Integrationsmedaille der Bundesregierung.
Vor sieben Jahren fing Danae Christodoulou an, Kindern in der Lüneburger Flüchtlingsunterkunft Hausaufgabenhilfe anzubieten. 2010 gründete sie mit Freunden den Verein amikeco, das ist Esperanto für „Freundschaft“. Zusammen mit der Lüneburger Willkommensinitiative, mit der der Verein kürzlich fusioniert ist, kümmern sich nun 50 Freiwillige um die etwa 250 Flüchtlinge. Dabei widmen sich die Mitglieder von amikeco vor allem den Kindern und Jugendlichen. Denn für sie, erzählt Christodoulou, sei der Alltag in den Sammelunterkünften sehr belastend. Vor allem durch die Vermittlung der deutschen Sprache wollen die ehrenamtlichen Helfer den Kindern die Möglichkeit geben, sich in der Gesellschaft zurechtzufinden und sich in sie einzubringen.
Christodoulou hat auch politische Veränderungen im Blick, bei Verhandlungen mit den zuständigen Behörden – aber auch mit dem Ziel, Änderungen in der Gesetzgebung auf Bundesebene zu erreichen. „Jugendliche bekommen, sobald sie 18 Jahre alt sind, ein eigenes Asylverfahren – und werden dann oft abgeschoben, was ihre Familien in eine unmögliche Situation bringt.“ So freut sie sich über die Verleihung der Integrationsmedaille auch deshalb, weil sie ihr Kontakt zu Politikern verschafft.
Ein bisschen stolz hat es Danae Christodoulou gemacht, als einmal ein Teenager kam und sie um Rat fragte: „Das sind dann Dinge, die sie mit ihren Eltern nicht besprechen wollen. Und es ist für mich ein schöner Vertrauensbeweis, wenn sie damit zu mir kommen.“ Dass sie als Referendarin zusammen mit ihrem ehrenamtlichen Engagement auf eine 50-Stunden-Woche kommt, macht ihr nichts aus: „Wenn ich mal gestresst bin, brauche ich nur da hinzugehen, und mir geht es wieder super.“
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