Refugees welcome in Barnstedt

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Der schöne Begriff „Willkommenskultur“ scheint im medialen und politischen Kontext omnipräsent zu sein; oft wird er propagiert, selten internalisiert und noch seltener umgesetzt. Die 600 Dorfbewohner:innen aus dem niedersächsischen Barnstedt sprechen nicht nur über Willkommenskultur, sondern leben sie auch vor. Wie die HAZ in ihrer heutigen Ausgabe berichtet, wurden die 17 Flüchtlinge aus dem Sudan, Somalia, der Elfenbeinküste und dem Libanon, die seit November 2013 ins Dorf kamen, von den Anwohner:innen direkt nach ihrer Ankuft herzlich empfangen. Wer hier in der Provinz rassistische, flüchtlingsfeindliche Ressentiments erwartet hat, wurde schnell eines besseren belehrt. Die  Barnstedter:innen gründeten unmittelbar einen Initiativkreis für die Asylbewerber:innen im Dorf, der zunächst Sachspenden koordinieren sollte, aber anhand der Welle von Hilfsbereitschaft schnell überfordert war. So bekam ein Kind bspw. gleich fünf neue Fußbälle geschenkt. Schnell wurden die Flüchtlinge in die Dorfgemeinschaft aufgenommen.

Die Ortsansässigen unterstützen sie bei all den Dingen, die ihnen nach ihrer (meist psychisch wie physisch sehr belastenden) Flucht aus ihren Herkunftsländern in einem komplett neuen Umfeld schwer fielen: Hilfe beim Lernen der neuen Sprache, Begleitung bei Arztterminen oder Behördengängen u.v.m. Außerdem werden deutsch-sudanesische Essen veranstaltet und eine Musikmeile organisiert, um Spenden für Dolmetscher:innen und Rechtshilfe für die Neubarnstedter:innen zu generieren. Dabei treten dann Punkbands, Jagdhornbläser:innen oder Chansonsänger:innen auf, die Bäckerei spendet Kuchen und die Feuerwehr engagiert sich mit einem Grillstand. Wer also vorhat, demnächst wieder irgendwelche pauschalen Aussagen zu einer wie auch immer gestalteten Willkommenskultur zu tätigen, dem sei geraten, einfach mal in den Landkreis Lüneburg zu fahren und sich nach dem Dorf zu erkundigen, in welchem diese ganz selbstverständlich zum alltäglichen Zusammenleben dazugehört.

Link zum HAZ-Artikel „Willkommen in Barnstedt“

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